Dienstag, 29. August 2023

Bill Clinton/James Patterson: The President is missing (Rezension)

Nackte Angst hält die USA im Würgegriff, Gerüchte brodeln über: Von Cyberterror und Spionage ist die Rede, ja selbst von einem Verräter im Kabinett. Sogar der Präsident gerät unter Verdacht – und ist plötzlich verschwunden …
Über drei dramatische Tage wirft »The President Is Missing« ein Schlaglicht auf die Störanfälligkeit jener komplizierten Mechanismen, die für das reibungslose Funktionieren der hoch entwickelten Industrienation USA sorgen.

Manchmal habe ich Vorbehalte gegenüber Autoren, wenn diese als erfolgreich gelten, und mir nicht gefällt was ich von ihnen gelesen habe. Manchmal (meistens) lasse ich dann die Finger davon. Zu diesen Autoren gehört James Patterson. Nachdem ich ZOO gelesen habe, das mir von der Thematik her zugesagt hat, aber nicht in der Umsetzung, wollte ich die Finger von ihm lassen. Dabei ist er unbestritten ein sehr erfolgreicher Autor. Seine Bücher wurden über 100 Millionen Mal verkauft und in 40 Sprachen übersetzt. Der Spiegel bezeichnet ihn als den „erfolgreichsten Schriftsteller der Welt“ und hebt hervor, dass Patterson im Jahr 2010 „mehr Bücher als Dan Brown, John Grisham und Stephen King zusammen“ verkauft hat. Dan Brown lese ich nicht mehr, weil mir sein Stil nicht gefällt, John Grisham habe ich irgendwann aufgehört zu lesen weil mich sein Stoff nicht mehr begeistern konnte und King schreibt gute und weniger gute Bücher... Daran sieht man was ich von bestseller-Autoren halte. Aber hier soll es nicht um den Autor sondern ein Buch gehen ... und THE PRESIDENT IS MISSING ist eine Zusammenarbeit mit jemandem, der tatsächlich Ahnung von der Materie hat: BILL CLINTON, der 42. Präsident der Vereinigten Staaten.
Bill Clinton und James Patterson hatten sich bereits vor Jahren in Florida kennengelernt und Sympathie füreinander empfunden. Clinton hatte schon lange mit dem Gedanken gespielt, einen Kriminalroman zu schreiben. Den Anstoß für ihre Zusammenarbeit gab der Washingtoner Anwalt Robert Barnett.
Und herausgekommen ist ein Buch, das mich durchaus überrascht hat. Der Titel und bereits der Anfang lassen eine spannende Story erwarten, die dann allerdings eine andere (aber nicht weniger spannende) Richtung nimmt.
THE PRESIDENT IS MISSING wird aus Sicht des Präsidenten erzählt (der jedoch, wie auch der Rest der Charaktere, fiktiver Natur ist), dieser kann also nicht wirklich verschwinden, zumal der Kontakt zu seinem Stab durchaus vorhanden ist. Ich hatte mit einer Entführung gerechnet, aber es kam anders als gedacht. Ja, es geht um Terrorismus und natürlich ist die ganze Welt in Gefahr und natürlich ist der Präsident der Held. Und ja, es gibt Intrigen (die jedoch weniger politisch sind, sondern sich auf einzelne Personen beziehen ... es ist in dieser Hinsicht also eher ein sehr zurück haltender, neutral gehaltener, Roman, was diesem aber nicht schadet). Der Aufbau ist interessant und gibt nebenbei Einblicke in die Aufgaben eines Präsidenten. Dabei wird das politische Ränkespiel von Washington ebenso überzeugend dargestellt wie der allgegenwärtige Medienzirkus (der dabei auch etwas ins lächerliche gezogen wird). Die Charaktere werden gut umschrieben und der Stil ist ziemlich flüssig, wenn sich nicht hin und wieder einige sonderbare Eigenheiten bemerkbar machen würden, die irgendwann eher zu genervten Augenrollen führen. So wird an einer Vielzahl von Stellen mehr oder weniger subtil bestimmte Punkte einfach ausgelassen, nur um diese wenige Seiten später als Erklärung für plötzliche Wendungen nachzuschieben. Eine weitere Schwäche ist das Ende der Bedrohung, wodurch die Spannung verloren geht, auch wenn es noch einige Seiten zu lesen gibt. Dort bieten die Autoren eine leider spannungsarme Nachbetrachtung der Bedrohungslage mit der Nennung der eigentlichen Drahtzieher. Das Ende selbst wirkt dann auch sehr kitschig mit einer idealistische Rede des Präsidenten vor der Nation.
Aber ... bis man soweit ist wird man wirklich gut unterhalten und die Suche nach einem Weg den Cyberangriff zu stoppen ist höchst spannend geschrieben, da kann man kleine Schwächen und das Ende verschmerzen.

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