Mittwoch, 5. Juli 2023

Tom Sharpe: Feine Familie (Rezension)

Lord Petrefacts Lieblingsbeschäftigung ist es, seine Familie zu enterben. Diesem Vergnügen widmet er sich ausgiebig und genüsslich. Damit das Ganze noch etwas spannender wird, hat er die Idee, den weltfremden Professor Walden Yapp für Nachforschungen zu engagieren. Und dieser würde auch nur zu gerne eine boshafte Familiengeschichte der Petrefacts verfassen – Stoff gäbe es genug. Dass dies ganz im Sinne von Lord Petrefact ist, kann Yapp nicht ahnen – wer würde schon vorsätzlich seiner eigenen feinen Familie schaden wollen?
Irgendwie sind öffentliche Bücherschränke manchmal eine Goldgrube wenn man in der Vergangenheit reisen möchte. Dort habe ich einige Tom Sharpe Bücher gefunden, die ich nach und nach lesen werde. Anfangs hatte ich Bedenken, ob sie mir noch gefallen würden, immerhin war es eine andere Zeit als sie geschrieben wurden und ich war jünger ... Aber SCHWANENSCHMAUS in PORTERHOUSE war ja schon eine kleine Offenbarung.
Und was soll ich sagen ... FEINE FAMILIE ist nicht anders ... allerdings muss man britischen Humor mögen, der durchaus schwarz und erotisch ist (in diesem Fall, wobei die Erotik auch so eine Sache ist) und man muss sich von jeglicher politischen Korrektheit verabschieden. Hirn abschalten (Intellekt wohl auch) und einfach genießen ... dann funktioniert auch FEINE FAMILIE, das nichts weiter als eine Aneinanderreihung dämlicher Ereignisse (und Personen) ist und dadurch sehr gut funktioniert. Die Protagonisten dieses Schauspiels sind verschroben, nicht unbedingt liebenswert und ihre Handlungen meist sehr fragwürdig (Ausnahmen, welche die Regel bestätigen könnten, fallen mir nicht ein.
Der Humor mag nicht mehr zeitgemäß und gewöhnungsbedürftig sein, vielleicht (in sexueller Hinsicht) auch etwas flach (und prüde), aber ... hin und wieder kann das auch erheiternd sein (und im Vergleich zu diversen seltsamen Serienformaten ist es tatsächlich eine ernst zu nehmende Alternative ... was auch immer ich damit auch sagen will)

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