Montag, 26. Dezember 2022

Raiko Oldenettel: Die Totenzeichnerin (Rezension)

Sommer, 1919. Die Schatten des ersten Weltkrieges liegen noch über der Welt. In dieser Zeit ist die wahre Leidenschaft der jungen Krankenschwester Minna Dahl ein düsters Geheimnis, denn sie zeichnet leidenschaftlich gern Verstorbene. Als man sie dabei erwischt, wird sie zur Strafe aufs Land versetzt, um Kriegsversehrte zu pflegen. Doch dann erschüttert ein tragischer Todesfall das Tal. Alte Gewohnheit und Neugier treiben die geheime Künstlerin an, auch diese Leiche auf Papier festzuhalten. Zu spät erkennt sie, dass ihre Zeichnungen das Tor in eine grausame Vergangenheit aufgestoßen.
Mal wieder eine (überarbeitete) Neuauflage des dp-Verlags .. diesmal des Titels "Die Leichenzeichnerin".
DIE TOTENZEICHNERIN klingt nach einer interessanten Story und einer faszinierenden Protagonistin. Tatsächlich ist die Handlung auch spannend, vor allem für Freunde historischer Kimis, die nicht nur mit dem viktorianischen Zeitalter verbunden sind. Aber leider gibt es einen kleinen Haken und dieser zeigt sich in der Hauptperson, Mina Dahl. Ihre Obsession Tote Menschen zu zeichnen wird meiner Meinung nach nicht gut erklärt und bleibt dadurch nicht nachvollziehbar. Es wirkt wie ein Zwang, aber was sie dazu bringt ... ich verstehe es nicht. Da fehlt die Leidenschaft ... Genauso nebulös stellt sich ihre plötzliche Begeisterung für die detektivische Arbeit dar. Von der Beschreibung gefallen mir die Nebencharaktere besser, sie wirken zwar nicht sonderlich sympathisch, verstärken dadurch aber auch den düsteren Grundton des Romans und der gut beschriebenen Umgebung. Atmosphärisch hat DIE TOTENZEICHNERIN seine Stärken, in der Darstellung der Protagonistin aber nicht.
Gute Ansätze für einen Krimi der etwas anderen Art wären vorhanden, nur funktioniert das Mitfiebern nicht, wenn die eigentliche Hauptperson dem Leser nicht nahegebracht wird. Und so bleibt Mina ein dunkler Schemen, der sich zwar in einer interessanten und vielversprechenden Umgebung befindet, aber nicht das volle Potential zeigt, das in ihr stecken könnte. Was bringt ein interessantes "Hobby" wenn das Warum dafür fehlt (und einiges andere auch).

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