Sonntag, 13. November 2022

H. D. Grochowski: In verfluchter Gesellschaft (Rezension)

Atticus Delacroix, ehemaliger Professor an der Universität von Oxford, widmet sein Leben der Jagd nach Flüchen, die das spätviktorianische Großbritannien unterwandern. Diese unsterblichen Monster lebten einst als Menschen, die von ihrem eigenen Verlangen korrumpiert wurden. Sie lauern in den Schatten und warten darauf, endlich ihre Gier stillen zu können. Der Professor muss sie vernichten, ehe sie durch List, Intrigen und Gewalt die Gesellschaft Englands erschüttern.
Wie gelingt es Delacroix diese übermenschlichen Wesen ausfindig und unschädlich zu machen, wenn doch nur Legenden ihren Aufenthaltsort preisgeben? Seine bloße Feuerkraft, sein Reichtum und seine zahlreichen Kontakte in der britischen High Society werden kaum ausreichen, um es mit ihnen aufzunehmen. Stattdessen benötigt er einen überaus raffinierten Plan.
IN VERFLUCHTER GESELLSCHAFT ist viktorianische Unterhaltung sowohl für Fantasy-als auch für Krimifans. Delacroix und Bennett erinnern in Anlehnungen an Sherlock Holmes und Doktor Watson, bzw. Professor Dr. Dr. Dr. Augustus van Dusen und Hutchinson Hatch, nur mit dem Unterschied, dass Delacroix keine Verbrecher sondern Flüche jagt ... was etwas anders abläuft als eine Verbrecheragd und spannend in Szene gesetzt wird. Die Flüche werden mehr oder weniger detailgetreu dargestellt, wobei ich mir gewünscht hätte, dass Grochowski sich auf weniger Flüche konzentriert hätte. Trotzdem sind die Flüche eine interessante Idee mit kreativer Umsetzung, und die eine oder andere Wendung hat mich kurzfristig davon überzeugt, dass Delacroix selbst ein Fluch ist... zumal er doch ein sehr überzeugtes und überhebliches Verhalten an den Tag legt ... fast schon unmenschlich (aber ein durchaus passender Charakter).
Trotz einiger Schwächen passt die Atmosphäre und lässt eine düstere Gothicnovel entstehen. Der Schreibstil ist locker und einige Szenen sehr bildgewaltig geschrieben. Vor allem der Anfang ist nicht unbedingt für schwache Nerven aber es ist nicht die Brutalität oder grausame Szenen (die durchaus nicht sehr dominant sind, aber wenn es darauf ankommt, durchaus passen), welche dieses Buch ausmachen, es ist die Geschichte, die spannend und interessant erzählt wird. Tatsächlich endet das Buch mit einem Cliffhanger, den ich als solchen nicht wahrgenommen habe. Ich fand dass das Buch so ein gutes Ende gefunden hätte, aber wenn man darüber nachdenkt ... es gibt noch viel mehr zu erzählen.
Freunde von Dark Fantasy werden ihre Freude haben, Fans von viktorianischen Krimis werden sich erst zurecht finden müssen, können aber, wenn sie sich auf die Geschichte einlassen und nicht zu sehr auf Authentizität der Zeit achten, ebenfalls ihren Spaß haben.

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