Donnerstag, 6. Oktober 2022

W. H. Pugmire: Der dunkle Fremde (Rezension)

Bei einer solchen Gelegenheit sah ich den dunklen Fremden, der in der gewölbten Türöffnung des Hauses stand, dieses riesige Schattenwesen, dessen Gewand um es herumfloss, als werde es von einem Sturm bewegt, obwohl die Nacht ruhig war.
Aus meinem Versteck in sicherer Entfernung beobachtete ich, wie das Wesen eine Hand aus Mitternacht erhob, die dem Mond Zeichen machte. Dann warf es seinen Kopf zurück, sodass es aussah, als wollte es heulen. Doch das einzige Geräusch, das ich hörte, war ein leises Summen aus dem Innern des alten Gebäudes.
DER DUNKLE FREMDE ist der sechste Band der Reihe H. P. LOVECRAFTS SCHRIFTEN DES GRAUENS. Sie enthalten einige Kurzgeschichten des in Deutschland kaum bekannten W. H. Pugmire (1951 - 2019). The Queen of Eldritch Horror wird von Lovecraft-Kenner S. T. Joshi als „der vielleicht führende heutige Autor von Lovecraft beeinflusster Literatur“ bezeichnet und auch andere Kollegen des Genres sehen in ihm einen der Besten. Auch in DER DUNKLE FREMDE merkt man das Pugmires Lieblingsfigur Nyarlathotep ist (was ich persönlich durchaus nachvollziehen kann).
Die Geschichten stehen für sich, aber sie alle haben Gemeinsamkeiten, so dass man das Gefühl bekommt, einen Episodenroman vor sich zu haben. Immer wieder auftauchende Personen, immer wieder auftauchende Schauplätze und das im Hintergrund lauernde Grauen machen das Lesen dieser Anthologie zu einem kleinen Vergnügen, auch wenn es hin und wieder doch sehr poetisch wird und es ein bisschen an die Grenzen der Vorstellungskraft, aber irgendwie passt das auch zu dem, was man von Lovecraft selbst gewohnt ist. Und im Großen und Ganzen bekommt man das: Uralte Bücher, seltsame Kreaturen unaussprechliche Götter und sehr viel Nyarlathotep.
Fans des Gottes (und ich hoffe, dass sich niemand als Jünger bezeichnen wird) werden voll auf ihre Kosten kommen ... und selbst wer sich noch nicht mit Lovecraft auseinander gesetzt hat wird hier leicht den Einstieg finden. Gleichzeitig handelt es sich auch um einen der besseren Band der Reihe (die leider  eine sehr unterschiedliche Qualität der Geschichten/Romane aufweist)

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