Dienstag, 24. Mai 2022

David Seinsche: Die Bestie (Rezension)

In einem Vorort der US-Hauptstadt Washington, D.C. wird eine grausam zugerichtete Leiche entdeckt. Es handelt sich um den 20-jährigen Sohn des berühmten und einflussreichen Senators William P. Fitzroy, der mit zahlreichen Bisswunden übersät ist. Die FBI Special Agents Frank Bernstein und Pete Hancock werden zu dem Fall gerufen und beginnen ihre Ermittlungen. Kurz darauf geschieht ein weiterer Mord nach dem gleichen Muster. Das Opfer, dieses Mal eine junge Frau, die zu den jüngsten Senator:innen in der US-Hauptstadt zählt, wird auf ähnliche Weise zugerichtet. Schon wittert die Presse eine neue Story, und nur mit Mühe gelingt es den beiden Ermittlern, die Wogen flach zu halten. Können sie den Mörder finden, bevor noch eine Leiche auftaucht, oder steckt mehr hinter den Taten, als alle vermuten?
Die Bestie beginnt mit einem Team, das offensichtlich nicht zusammenpasst: Das korrekte Frischfleisch Bernstein und der kauzige unausstehliche alte Hase Hancock. Anfangs ist die Antipathie, welche Hancock dem Frischling gegenüber an den Tag legt noch amüsant, aber bald langweilt seine Art und auch wenn hin und wieder etwas Menschliches durchscheint so bleibt er doch sehr eindimensional. Da er mit seiner Art aber auch sehr präsent ist und schnell das Geschehen dominiert bleibt sein Partner Bernstein und einige andere Charaktere sehr farblos. Eine Ausnahme gibt es, Software-Expertin Bunny-Witch, die alle anderen in kurzen Momenten in den Schatten stellt.
Der Fall selbst ist gut konstruiert und macht neugierig auf das was noch kommen wird. Allerdings ist die Beschreibung der Opfer nichts für zarte Seelen. Aber leider reduziert sich die Handlung auf das Aufsuchen der Leichen in verschiedenen Staaten/Städten, der Leser bekommt nicht wirklich das Gefühl, dass die Agenten einen konkreten Verdacht haben und so ist das Ende, bzw. die Mörderjagd schnell und fast schon unerwartet beendet. Das bedeutet aber auch, dass der Thriller sehr spannungsarm vonstatten geht und der Leser zwar den Fall interessiert folgen kann, aber keinen Bezug zum Täter aufbauen, bzw. Mutmaßungen anstellen kann, denn dieser taucht doch sehr spät auf.
Reduziert man DIE BESTIE auf den Fall und ignoriert die Angewohnheiten der Agenten (so schwer das auch fallen mag, vor allem bei Hancock) bekommt man durchschnittliche Unterhaltung, bei der man merkt, dass noch mehr gehen würde. Fast bekommt man den Eindruck, dass die wirklich interessanten Sachen unterdrückt wurden. Zu sehr wird auf die Eigenheiten der Agenten eingegangen und was den Lesefluß stört ist die Angewohnheit ständig von dem älteren bzw. dem jüngeren Agenten zu reden, statt den Namen zu verwenden.

Ein Thriller der vielversprechend beginnt, aber leider mit zu vielen Schwächen aufwartet, so dass der Unterhaltungswert gemindert wird. Schade eigentlich, die Story an sich (oder die Idee dahinter) hätte durchaus einen Hannibal Lecter in den Schatten stellen können.

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