Mittwoch, 23. Februar 2022

Catalin Dorian Florescu: Der Feuerturm (Rezension)

Als er 1892 errichtet wird, ist der Feuerturm von Bukarest das höchste Gebäude der Stadt. 1989, beim Aufstand gegen die kommunistische Diktatur, ist er es längst nicht mehr, aber er war Zeuge eines ereignisreichen Jahrhunderts. Victor Stoica, der Ich-Erzähler dieses Romans, dessen Familie seit Generationen Feuerwehrmänner stellt und beim Turm lebt, ist der erste, der mit dieser Tradition bricht. Aber sein Leben, das von einem tückischen Verrat gebrandmarkt ist, steht doch ganz im Zeichen des Turms… Victor, Opfer der Repression, der durch die Hölle gehen musste, erlebt 1989 wider Erwarten, dass es doch möglich ist, auf Freiheit und Glück zu hoffen.
Großartige Unterhaltung wurde versprochen, eine spannende und interessante Familiengeschichte sollte mich in DER FEUERTURM erwarten: "In seinem fesselnden, ein Jahrhundert umfassenden Roman erzählt Catalin Dorian Florescu von den Wechselfällen der Geschichte, von Familie und Freundschaft, Verrat und Liebe, von der Kraft der Resilienz und vom sich wandelnden, bunten und dann wieder traurigen Leben in dieser stetig wachsenden, bedeutenden europäischen Metropole." Aber dadurch wurde mein Interesse nur geschürt und im Endeffekt doch enttäuscht. DER FEUERTURM kann stellenweisen überzeugen, und immer wieder keimt die Hoffnung auf, doch noch das faszinierende Werk Literatur in Händen zu halten, das versprochen wird. Nur sind diese Momente selten und oft verliert man den Überblick. Oftmals bekommt man das Gefühl, dass der Autor sich von einem Moment zum nächsten schwafelt ohne wirklich die Höhepunkte zu schaffen, die man erwarten könnte. Auch der angekündigte Verrat ist zwar passend für den Roman, aber für das Seelenheil des Lesers eher nebensächlich. Ich habe versucht mich auf die Geschichte einzulassen und auch etwas mehr über ein mir unbekanntes Land. Aber es war sehr schwer. Oft war nicht ersichtlich in welcher Zeit ich mich gerade befand, dann wechselte der Autor vor und zurück und erschwerte das Lesen zusätzlich.
Die Charaktere bleiben farblos und austauschbar, die Highlights der Geschichte bleiben eher nebulös und wenn man nicht einigermaßen geschichtlich interessiert und informiert ist, bleibt man streckenweise ratlos zurück.

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