Donnerstag, 13. Januar 2022

Julian Mars: Jetzt sind wir jung (Rezension)

Als ob die Sache mit dem Erwachsenwerden nicht schon kompliziert genug wäre! Felix fragt sich, warum es ihm manche Menschen besonders schwer machen müssen. Seine Mutter will ihn einfach nicht loslassen, seine Freunde gehen ihm die meiste Zeit auf die Nerven - und dann ist auch noch sein Ex-Freund Martin plötzlich zurück in der Stadt. Felix weiß, dass die beiden eher früher als später aufeinandertreffen werden. Und er hat gute Gründe, sich vor der überfälligen Aussprache zu fürchten. Irgendwann fängt das Leben an, ernst zu werden. Und Felix hat das Gefühl, dass dieser Moment unmittelbar bevorsteht. Unverschämt, witzig und berührend
Wäre das Buch vor 30 Jahren geschrieben, oder ich heute 30 Jahre jünger, hätte mir das Buch vermutlich gefallen. Aber jetzt, mit eigener Lebenserfahrung (und damit will ich nicht andeuten, dass ich die gleichen Erfahrungen wie Felix gemacht habe) konnte mich das Buch nicht überzeugen. Felix lässt sich treiben und meist besteht das darin Sex mit mehr oder weniger unbekannten Leuten an allen möglichen Orten zu haben. Hin und wieder sitzt er mit seinem Freund Gabriel oder seiner Gabi (das Wort habe ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gehört) Ellie zusammen, hin und wieder auch mit seiner Schwester oder Tamara, deren Abschiedsparty/Trauerfeier am Ende des Buchs den Höhepunkt darstellen soll. Meistens ist es eine Aneinanderreihung aus aktuellen und vergangenen sexuellen Begegnungen, gemischt mit Erinnerungen an Ex Martin. Anfangs liest sich das ganze noch interessant und man fiebert Tamaras Party entgegen, aber schon bald stellt sich eine Müdigkeit ein und nichts, was man liest kann noch überzeugen. Manche Sachen sind ganz nett (die Beziehung zu Martin oder die Gespräche mit Felix' Schwester), andere dagegen langweilen (die Beschreibungen der sexuellen Aktivitäten, Felix' Mutter) und dann der Showdown ... die Party bei der Martin und Felix nach einem Jahr wieder zusammen treffen und es zur Aussprache kommt. Ganz nett, aber fast schon enttäuschend, bedenkt man, dass es zuvor doch diverse unterhaltsame und skurrile Begebenheiten gibt, die manchmal auch an den Haaren herbeigezogen sind. Da hätte man ein besseres Ende erwarten können.
Mancher Schwule mag sich in felix wieder erkennen, andere werden mit der einen oder anderen Situation vertraut sein, aber ... JETZT SIND WIR JUNG mag sich eher an junge Schwule als an ältere richten, jedenfalls kann ich nichts Besonderes erkennen. "Unverschämt, witzig und berührend" ... nicht für mich.

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