Dienstag, 28. September 2021

Jana Schikorra: Musentod (Rezension)

Zu Füßen des Goethe-Denkmals in Berlin wird die brutal zugerichtete Leiche einer jungen Frau gefunden. Auf ihrem Rücken wurden düstere Verse eingeritzt, die von der Erlösung durch den Kuss der Muse erzählen. Josef Winter, leitender Ermittler der Mordkommission, ist angesichts der Zeilen, die sich keinem bekannten Dichter zuordnen lassen, ratlos. Als nur zwei Tage später eine weitere Leiche gefunden wird, wächst der Druck auf Josef und sein Team. Auch den Körper des zweiten Opfers zieren grausige Reime, die noch dazu unmittelbar an die vorherigen anknüpfen. Winter fürchtet, dass der Täter sich nicht mit zwei Strophen zufriedengibt, und setzt alles daran, einen weiteren Mord zu verhindern. Zeitgleich wird die Literaturprofessorin Rika Hohenstedt durch einen Zeitungsartikel auf die Mordserie aufmerksam. Die reißerischen Schilderungen über den von der Klatschpresse als „Goethe-Killer“ betitelten Täter wecken in ihr Erinnerungen … Ist ihr der Serienmörder näher als sie denkt?
Musentod ist ein spannender Thriller, der vor allem gegen Ende sehr stark zulegt und mit zahlreichen Überraschungen aufwartet, ohne dass diese konstruiert wirken. 
Die beiden Hauptdarsteller sind sehr authentisch und es ist angenehm zu lesen, dass auch schwache Charaktere eine gewisse Stärke aufweisen können. Zu oft liest man von starken Charakteren, welche schreckliche Erfahrungen in der Kindheit gemacht hatten und daran wuchsen. Aber nicht immer ist das der Fall und auch ein unsicherer Protagonist kann für einen spannenden Thriller sorgen. Vielleicht liegt auch gerade darin die Stärke von Musentod.
Der Schreibstil ist angenehm und fesselt von Beginn an auch wenn es anfänglich den Anschein haben mag, dass sich die Leichen nur so stapeln. Ich hatte mehr Goethe erwartet, aber der Roman kommt auch gut ohne den Meister der deutschen Literatur aus. Es ist nicht leicht den Täter zu erahnen, es gibt fast so viele Verdächtige wie Leichen und am Schluss ist doch alles anders.
Ein wirklich fesselnder Thriller, der fast in einem Durchgang gelesen werden möchte. Die Charaktere sind authentisch und wer auch nicht vor der einen oder anderen brutalen Beschreibung (Poesie kann durchaus sehr grausam sein) zurückschreckt, gerne Thriller aus Deutschland liest, der wird genau das bekommen. 
Spannung pur. 

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