Dienstag, 20. April 2021

Eva-Maria Silber/Kirsten Wilczek: Schwesterntod (Rezension)

Eine Nacht, die das Leben einer Familie in einen Trümmerhaufen verwandelt: Zwei Schwestern werden an einem Sommertag als vermisst gemeldet und drei Tage später ermordet aufgefunden. Die Mutter wird wegen Doppelmordes verurteilt. Ein Justizirrtum?
Dann der Paukenschlag: 23 Jahre nach dem Mord gesteht der Vater gegenüber Zeugen die Tat. Zwei pensionierte Richterinnen rollen als Judges find Justice nach amerikanischem Vorbild den zwanzig Jahre alten Mordfall wieder auf. Er oder sie, welches Elternteil hat die unfassbare Tat begangen? Oder war alles doch ganz anders?

Schwesterntod präsentiert einen Cold Case, der unter dem Label True Crime vermarktet wird. Einseitige Ermittlungen und Vorurteile überführten damals schnell die Mutter als Täterin. Erst Jahre später kommen Zweifel am Tathergang heraus.
Der Fall scheint nicht sehr schwierig zu sein und doch ist nicht alles so wie es scheint und man durchaus annehmen darf dass entweder Mutter oder Vater oder gar beide den Tod der Kinder verursacht haben. Marie-Louise Campferbrinck, die damals als Staatsanwältin frühzeitig aus dem Fall zurückgezogen wurde und ihre Schwester Marte suchen nun die Wahrheit.
Interessant konstruiert, spannend bis zur letzten Seite präsentiert sich der Fall dem Leser, der nicht nur aus der Sichtung von Akten und dem Befragen damaliger Zeugen (oder am Gerichtsfall Beteiligter) besteht. Die spannungsgeladenen Momente werden durch witzige geschwisterliche Wortgefechte aufgelockert, was die beiden Ermittlerinnen auch sympathisch erscheinen lässt.
Im Großen und Ganzen ein gelungener und sehr unterhaltender Krimi, der in meinen Augen nur einen Schachpunkt hat (der in den Augen anderer vielleicht sogar als Vorteil gesehen werden könnte):
Erzählt wird (mehr oder weniger) in zwei Zeitzonen: 2010 und 1987. 2010 ist spannend und ausführlich, 1987 (das Jahr des Verbrechens) kommt mir dabei zu kurz und das was beschrieben wird ist nicht sonderlich spannend, auch wenn es für die Aufklärung des Falls wichtig ist. Ich persönlich hätte auf diese Rückblenden verzichten können und mich ganz auf die Arbeit der beiden Justizbeamtinnen beschränkt.
 
Aber ... Freunde von True Crime-Geschichten werden ihre Freude an diesem Buch haben.

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