Samstag, 14. November 2020

Blogtour: Ewig lockt der Android - Interview mit Hank Borrows

 

Hank Borrows ist ein Bürger Soontowns und die erste Person, auf die der Leser der SOONTOWN-Trilogie trifft.
Ich habe die einmalige Gelegenheit Hank im März 2069 im Soontown State Asylum zu besuchen und danke für die Gelegenheit für dieses Interview.

M: Hallo Hank, erzähle doch ein bisschen von dir, damit sich meine Leser eine Vorstellung von dir machen können.
H: Hi Martin! Schön, dich zu treffen. Ja, also ... Ich bin Hank. Und das ist Jip, mein Hund. Wir sind beide nicht mehr die Jüngsten. Jip will aber immer noch raus, seine Runde drehen. Das bringt mich dann auch vor die Tür, das ist ganz gut. Sonst würde ich den Hintern wohl gar nicht mehr vom Sofa kriegen. Bin zwar noch nicht im Rentenalter, aber Arbeit hab ich keine. Also, schon länger nicht mehr. Ich bin krank, weißt du? Parkinson. Zittere oft so rum, voll nervig ist das.
Tja, was kann ich dir noch erzählen? Ich liebe Science-Fiction-Filme. Mein Vermieter Skylar teilt seinen Movies-on-Demand-Account mit mir. Ich habe seine Einliegerwohnung. Skylar ist echt nett, erlässt mir seit Monaten die Miete. Bin immer etwas klamm, nech. Reicht ja kaum noch für den Alkohol. Schon doof, wenn ständig Ebbe in der Kasse ist. Da werden Freunde dann umso wichtiger.

M: Stimmt, Freunde sind wichtig und du hast wirklich Glück mit deinem Vermieter.
Was hältst du von den Ereignissen in Soontown? Es passieren ja unglaubliche Dinge dort, hältst du es für sicher in der Stadt zu leben, bzw warum lebst du dort?

H: Ich bin in Soontown geboren und aufgewachsen. Hab das Central Valley nie verlassen. Doch, ein paar mal war ich mit meinen Eltern an der Westküste. Am Pazifik. War schön da. Hab da sogar mal auf einem Wellenreiter gestanden. Ist aber schon ewig her. Heute bin ich schon froh, wenn ich abends später aus dem Yards sicher zurück nach Hause komme. Das Yards ist unsere Stammtischkneipe, weißt du. Kannst gerne mal vorbeikommen. Da gibt's Budweiser vom Fass.
Ach so, ja, und die jüngsten Ereignisse hier in der Stadt ... Ich hab ein Ufo abstürzen sehen. Im Wald, wo ich immer mit Jip meine Runde geh. Ein echtes Ufo! Aber die Jungs im Yards glauben mir nicht. Kannst du dir das vorstellen? Die glauben mir einfach nicht, sagen, ich sei betrunken gewesen. Na ja, war ich vielleicht auch, so ein bisschen. Aber das heißt doch nichts. Ich weiß doch, was ich gesehen habe, verdammt noch mal!

M: Ich habe vom Yards schon gehört, gibt ja anscheinend nicht so viel Interessantes in Soontown. Ich habe auch gehört, dass deine Freunde im Yard die eine oder andere Runde für dich schmeissen. Und für deinen Hund wird auch immer gesorgt
Du hast ein Raumschiff gefunden? Das ist wiklich schwer zu glauben, ich verstehe die Skepsis deiner Freunde. , damit hat ja alles angefangen. Und wenn wir ehrlich sind ist es kaum zu glauben. Bist du von der anfänglichen Reaktion deiner Freunde enttäuscht, oder kannst du sie inzwischen verstehen?

H: Das sind alles Deppen! Die sind doch selber ständig blau! Ich mein, darum treffen wir uns doch immer im Yards – um gemeinsam zünftig einen zu heben. Gut, nicht nur deshalb. Auch wegen der Gespräche natürlich. Wegen der Geselligkeit. Aber hey: Nimm mal Rowen. Rowen Stratford. Der ist doch immer der Erste, der in unserer Runde da über die Stränge schlägt. Der lässt doch keinen Tequila aus. Und DER ist Air-Taxi-Pilot, ist das zu glauben? Mann!
Na ja, auf der anderen Seite sind die Jungs halt schon auch immer für mich da. Bringen mich nach Hause, wenn ich's mal nicht mehr selber schaffe. Vertrage halt auch nicht mehr so viel, nech. Das Alter ... Die Krankheit ... Aber ich weiß, was ich gesehen habe. Das Ufo ist echt! Und, schlimmer noch, der außerirdische Killer-Roboter, der mich seitdem verfolgt, der ist es auch! Womöglich beobachtet er uns gerade, während wir hier stehen und quatschen. Achte mal drauf, der hat so ein rotes Leuchteauge. Wie so ein Zielfernrohr von so einer Sniper-Wumme. Scheiße! Wenn ich nur dran denke, mach ich mir die Hosen voll! Jaaa Jip, keine Sorge, Herrchen ist nur etwas aufgeregt. Alles gut. Hier, Leckerli für dich ...

M: Es scheint mir, im Yards wird sehr viel getrunken. Aber es ist gut Gesellschaft zu haben, ich glaube du kannst froh sein solche Freunde zu haben, auch wenn es Deppen sind.
Killerroboter? Also ... das klingt wirklich beängstigend, aber
besonders gefährlich scheint er ja nicht zu sein.
Ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber ich denke es wäre nicht sehr schwer gewesen dich zu töten. Ich habe den Eindruck dass du mehr Alkohol als Blut im Körper hast. Und warum sollte er ausgerechnet hinter dir her sein?
(aber wenn es dich beruhigt, ich sehe gerade nichts Verdächtiges)

H: HA! Das heißt noch gar nichts! Diese Maschine WILL ja auch nicht gesehen werden. Die hat natürlich so einen Alien-Tarnmodus. Die könnte direkt hinter dir stehen und du würdest nix merken, ehe die dich zerlegt hat. Wenn ich Jip nicht hätte ... Nech, Jippilein, du witterst diesen Bastard. Tja, und warum ich ... Weiß auch nicht so genau. Vielleicht, weil ich der Erste an dem Wrack war. Da war das Space-Schiff gerade erst frisch gecrasht. Da haben sich die Aliens vielleicht gedacht: ›Nehmen wir doch gleich Hank. Der ist zwar alt und klapprig, aber Erdling ist Erdling, und Probe ist Probe. Die wollen wahrscheinlich meine Menschengene haben, meine DNA splicen ... Hui-Chen, auch einer unserer Stammtischrunde, ist Wissenschaftler bei Biohead, hier in Soontown. Die machen sowas den ganzen Tag da.
Na, was weiß denn ich, warum die auf mich scharf sind. Vielleicht wollen die auch einfach nur frische Gesellschaft für den langen Rückflug zum Mars. So Reisen im All dauern nämlich ganz schön lange. Hab ich in den Filmen gesehen und auch in den Büchern gelesen. Die sind da teils Jahre unterwegs! Wie krass! Und warum sollte Aliens nicht auch mal langweilig werden. Aber die kriegen mich nicht. Ich will hier nicht weg. Ich fühl mich wohl in meiner Stadt, mit meinen Füßen hier neben Jip auf der Erde. Sollen sich wen anders kidnappen, die grünen Männchen!

M: Ich habe langsam das Gefühl, dass ich zu blauäugig durch die Welt gehe. Vielleicht sollte ich tatsächlich mehr auf eine Umgebung achten. Aber besonders fähig scheinen diese grünen Männchen nicht zu sein, dich haben sie ja noch nicht erwischt. Vielleicht haben sie ja doch einen anderen erwischt. Da fällt mir was anderes ein. Ich habe da was von kleinen schwarzen Drohnen gehört, dieSoontown unsicher gemacht haben. Kannst du mir dazu etwas sagen?
H: Ich nenne sie ›Cyber-Hornissen‹. Ja, kann ich was zu sagen, will ich wohl meinen: Die haben Jip und mich neulich angegriffen. Beim Gassigehen. Aber da haben sie sich mit den Falschen angelegt! Ich hab eine von denen mit meinem Gehstock runtergeholt. Und Jip hier hat eine andere im Flug geschnappt und zerkaut. Jahaaa, wir sind nicht mehr die Jüngsten, wir zwei, aber wenn's hart auf hart kommt, haben wir's immer noch drauf!
Wo die auf einmal herkamen ... Ich mein, klar: Wir sind hier in Kalifornien. Da passieren ja ständig schräge Dinge. Aber in letzter Zeit häuft sich das hier in Soontown ein wenig, das muss man schon sehen.

M: Die Stadt ist ein gefährliches Pflaster, ich würde da nicht leben wollen. Aber du hast ja viel Erfahrung mit dem Ungewöhnlichen. Bist du auf einen weiteren Angriff von Aliens oder dergleichen vorbereitet?
H: Klar! Ich hab meinen Stock. Und Jip. Und meine Pillen. Und meinen Flachmann. Mist, der ist gerad leer. Und meine Kreditkarte. Mist, die ist ja gesperrt. Egal. Die sollen nur kommen! Dann ... Dann ... Dann verdrück ich mich eben. Versteck mich zuhause und lass den Hund in Skylars Garten, wenn er raus muss. Ich hab noch Tiefkühlpizza daheim. Und Dosenbier. Das reicht noch für ne Woche, locker. Kette vor die Tür und gut ist. Weißte, in den Filmen unterhält mich der ganze Alienkram ja. Aber so im echten Leben ... uh, nee ... da mag ich's dann doch lieber beschaulich. Tue ja selbst auch keiner Fliege was zu Leide. Dann will ich im Gegenzug auch meine Ruhe haben, nech.

M: Ich sehe du bist vorbereitet. Aber ich hoffe, dass man dich jetzt in Ruhe lässt. Du musst auch so genug leiden.
Ich bin auch fast am Ende meines Interviews angelangt.
Zum Schluss noch eine Frage, die mich persönlich interessiert. Du liest ja sehr viel ScienceFiction und siehst sehr viele Filme. Hast du einen Lieblingsfilm, Lieblingsbuch und/oder -autor?

H: 'Enemy Mine' fand ich toll. Diesen Uralt-Schinken. Ich mag's, wenn Science Fiction so große Fragen stellt. Nicht nur 'krach-bumm', verstehst du? Oder 'Arrival'. Der war Gänsehaut! Oder 'Spaceship Troopers'. Quatsch, STARship Troopers hieß der. Der stellt zwar keine großen Fragen, ist aber so herrlich trashig. Da kommt so ein dicker, fetter Brain-Bug drin vor, zum Piepen! Und natürlich Space Odyssey 2001. Steinalt, aber kult. Allein schon diese Anfangsszene ... kult! Mit dieser fetten Musik: 'taaa-taaaaa-taaaaaaa... BÄM-BÄÄÄÄM!! BoOom-BOoOm-BoOom-BOoOm-BoOom-BOoOm-BoOom...
Autoren weiß ich gerade aus der Hüfte gar nicht so. Die kann ich mir immer nicht so gut merken. Die Filme bleiben bei mir besser hängen als die ganzen Buchstaben, fürchte ich.

M: Enemy Mine hat mir auch gefallen, eines der wenigen Beispiele dafür, dass auch deutsche Regisseure gute Science FictionFilme machen können. Damit bin ich tatsächlich am Ende meines Interviews.
Vielen Dank dass du dir die Zeit genommen hast, und auch danke an Jip, dass er so geduldig war. Ich wünsche dir alles Gute für die Zukunft und hoffe, dass du von weiteren Angriffen verschont bleibst.




Heute Abend liest Clark C. Clever ab 20 Uhr auf der Facebookseite des Buchgelabers

1 Kommentar:

  1. Hallo lieber Martin,

    Danke für das geführte Interview mit einem Einwohner dieser Stadt und der entsprechenden Zukunft.

    Schön, dass sich manche Dinge auch in naher Zukunft nicht ändern werden..grins ....wie Tiefkühlpizza und Dosenbier.

    Verpackungsmüll gibt es damit auch weiterhin wahrscheinlich, wie mir scheint...

    Und klar kenne ich auch...Enemy Mine...guter Film, der zeigt man kann durchaus auch mit Außerirdischen irgendwie klar kommen....augenzwickern...

    LG...Karin...

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