Donnerstag, 26. September 2019

Andrej Kurkow: Graue Bienen (Rezension)

Der Bienenzüchter Sergej lebt im Donbass, wo ukrainische Kämpfer und prorussische Separatisten Tag für Tag aufeinander schießen. Er überlebt nach dem Motto: Nichts hören, nichts sehen – sich raushalten. Ihn interessiert nur das Wohlergehen seiner Bienen. Denn während der Mensch für Zerstörung sorgt, herrscht bei ihnen eine weise Ordnung und wunderbare Produktivität. Eines Frühlings bricht er auf: Er will die Bienen in eine Gegend bringen, wo sie wieder in Ruhe Nektar sammeln können.
Es ist kein Buch über Bienen, obwohl Bienen eine Rolle spielen.
Es ist kein Buch über den Krieg, obwohl auch der Krieg eine Rolle spielt.
Es ist ein ruhiges Buch, das trotz der Gewalt im Hintergrund (wie gesagt, der Krieg spielt eine Rolle, obwohl es keine beschriebenen Kampfhandlungen gibt und obwohl die Gefahr ständig gegenwärtig ist, stellt Graue Bienen ein positives Buch dar, ohne dass dabei irgend etwas verherrlicht oder verdammt wird.) ist es ein positives Buch, ein kleines Roadmovie, mit einer etwas naiven Hauptperson, der die Bienen wichtiger sind als alles andere.
Liebevoll erzählt Kurkow die Reise seines Protagonisten, benutzt dabei leise Töne, skurrile Situationen und Personen und viel Alkohol.
Es passiert nichts, obwohl man ständig darauf gefasst ist, dass etwas passiert, aber es wird nie langweilig.
Die Charaktere sind liebevoll gezeichnet, die Beziehungen nachvollziehbar und manchmal auch unerwartet und tatsächlich ist man etwas enttäuscht, wenn die Reise ein Ende findet, denn es hätte noch ewig weiter gehen können.

Ich gebe zu, dass ich mehr Bienen erwartet hätte, sie sind wichtig, aber nur Nebendarsteller. Wichtiger sind Land und Leute und obwohl der Krieg im Hintergrund ist (und größtenteils auch bleibt) ist es eine Geschichte über den Krieg und wie die Betroffenen damit umgehen.
Und zu guter Letzt ist es ein Buch, das zum Nachdenken anregt, trotz oder vielleicht gerade wegen der verschrobenen Charaktere und Situationen.

2 Kommentare:

  1. Hi Martin,
    das klingt interessant, auch wenn Titel und Klappentext in Verbdinung einem auf andere Ideen kommen lässt.
    Nur das mit dem vielen Alkohol gefällt mir nicht, mir machen betrunkene Menschen Angst, ich mag sie nicht. Daher glaube ich nicht, dass ich ein Buch lesen möchte, in dem jemand ständig trinkt.
    Schade, denn der Rest gefällt mir.
    LG
    Dani

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  2. Hallo Daniela,
    ich wollte nicht, dass das Buch wie eine Hymne an den Alkoholismus klingt. Es wird getrunken, aber außer einer Szene in der ein betrunkener ein Auto zertrümmert, bleiben die Personen durchaus nüchtern. Der Alkohol gehört einfach dazu. Und auch wenn das jetzt etwas Klischeebelastet klingt: Erwartet man von Russen nicht, dass sie Wodka trinken?
    Und wenn man einen Gast hat greift man nun mal zum Alkohol. Aber in GRAUE BIENEN ist das etwas Alltägliches, für den Kulturkreis wohl normal und wie gesagt ... es wird hier nicht gesoffen wie auf dem Oktoberfest.
    LG
    Martin

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