Berlin 1993. Der arbeitslose Skinhead Marco macht – wie viele andere in Deutschland – Einwanderer und Asylanten für seine missliche Lage verantwortlich.
Eines Abends trifft er in einer Kneipe auf den jungen Spätaussiedler Dima, der erst vor Kurzem mit seiner Familie von Russland nach Deutschland gezogen ist. Im Gegensatz zu seinem älteren Bruder Yury ist Dima voller Optimismus und will sich schnell integrieren.
Nach einem verhängnisvollen Streit mit Dima und Yury flieht Marco ins Ausland, wo sich ihm eine neue aufregende Welt offenbart. Zeitgleich holt ihn ein altes Geheimnis ein, das ihn letztendlich mit dem jungen Spätaussiedler Dima verbindet.
Anhand des Titels bin ich von einer gewöhnlichen schwulen Liebesgeschichte ausgegangen, wie man sie oft lesen kann und die nach kurzer Zeit schnell langweilig werden. Da hätte auch das Jahr 1993 nichts geändert. Aber so kann man sich täuschen.
Marco und Dima ist keine Liebesgeschichte und ein gewöhnlicher schwuler Beziehungsroman ist es genauso wenig. Es ist ein Roman, der durchaus mit einigen Überraschungen aufwarten kann.
Ich gebe zu, dass mich am Anfang die Ausdrucksweise etwas irritiert und auch gestört hat. Erzählt wird aus zwei unterschiedlichen Sichtweisen (aus welcher ist anhand des Buchtitels ersichtlich) und Marcos Ansichten sind schon sehr menschenverachtend und verblendet. Aber ... das macht auch die Stärke des Romans aus, denn Marco verändert sich von Kapitel zu Kapitel und aus dem unsympathischen Neonazi wird ein liebenswerter, sympathischer Charakter, der eine nachvollziehbare positive Entwicklung durchläuft.
Und Dima? Nun ja... es gibt keine Liebesgeschichte zwischen Marco und Dima, aber beide haben ein besonderes Verhältnis zu einander.
Es fällt aber schwer mehr darauf einzugehen, ohne zu viel von der Handlung zu verraten.
„Marco und Dima“ handelt von Intoleranz und Ausländerfeindlichkeit, die kurz nach der Wende einen traurigen Höhepunkt erreichte, aber auch von Hoffnung, Veränderung und Selbstfindung. Darüber hinaus ist das Buch eine packende (teils humorvolle) Mischung aus Thriller, Liebesroman und Kulturkunde – mit einem Hauch von Mystery.
Ich würde nicht unbedingt von Thriller oder Liebesroman schreiben, obwohl es durchaus Liebesromananwandlungen gibt (wer aber harte Sexszenen erwartet wird enttäuscht sein ... ich habe es nicht erwartet und fand es angenehm, denn viele Bücher mit schwulen Inhalten, kommen scheinbar ohne harteen Sex nicht aus).
Allerdings ist der Mystery-Teil sehr hoch, aber ich werde nicht verraten, um was es dabei geht. Mich hat es überrascht.
Marco und Dima ist ein gut geschriebener, unterhaltsamer und kurzweiliger Roman, den man erst aus der Hand legt, wenn man ihn zu Ende gelesen hat.
Die Charaktere sind nachvollziehbar und gut charakterisiert, manchmal vielleicht etwas klischeehaft, aber das schadet dem Lesespaß in keiner Weise.
Gute Unterhaltung mit einem ernsten Thema, das zum Nachdenken anregt.
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