Diesen Beitrag könnte man als Nachtrag/Erweiterung/Ergänzug zum vergangenen Wochenrückblick sehen. Eine winzige, aber nicht unbedeutende Kleinigkeit habe ich vergessen zu erwähnen, aber inzwischen kann ich zum Thema auch mehr beitragen.
"Schwule" Bücher gibt es ja eigentlich nicht, Bücher haben keine Sexualität (soweit ich weiß). Und auch wenn ich in einer schwulen Bibliothek arbeite ist es auch nicht die Bibliothek die schwul ist...aber das sind nur gekackte Korinthen.
Die Bezeichnung "schwule" Bücher bezieht sich auf Bücher mit schwuler Thematik.
Und langer Rede kurzer Sinn: Um schwule Bücher soll es hier gehen.
Die schwule Bibliothek im Sub bekommt ihren Buchbestand durch Spenden. Nachdem in den letzten Jahren die Spenden meist aus dem Bereich der Belletristik kamen (und es sichd abei meist um dieselben Bücher handelte) nimmt die Bibliothek nur noch wenige Spenden entgegen. Anders verhält es sich natürlich, wenn man Geld zur Verfügung gestellt bekommt. Allerdings kam das bisher erst einmal vor.
Vergangene Woche...
Und jetzt habe ich das Vergnügen Geld auszugeben...
Allerdings ist das gar nicht so einfach.
Eine Vorauswahl habe ich bereits getroffen, aber vielleicht fällt euch ja noch etwas ein, was zur Bereicherung einer Bibliothek dienen könnte. Vielleicht kennt ihr sogar das eine oder andere und habt eine Meinung dazu.
Ich kenne die Bücher nicht, ich bin nur mehr oder weniger zufällig darauf gestoßen.
Klaus Reichold/Thomas Endl: Die phantastische welt des Märchenkönigs - Ludwig II (Biografie)
Als Kind will er Schiffskapitän werden. Als König fördert er die moderne Luftfahrt. In der Nähe von Neuschwanstein plant er einen Chinesischen Sommerpalast. Dass er lange überlegt, Bayern zu verkaufen und auszuwandern, geht aus Unterlagen hervor, die Klaus Reichold und Thomas Endl im Geheimen Hausarchiv der Wittelsbacher aufgestöbert haben. Zur Debatte standen u.a. Afghanistan, Ägypten – und Rügen.
Die Autoren portraitieren Ludwig II. als Kind des 19. Jahrhunderts, der eine rasante gesellschaftliche, technische und wirtschaftliche Entwicklung erlebt, aber lieber in die Gegenwelten des Historismus und des Orientalismus flüchtet.
Lutz van Djik: Einsam war ich nie - Schwule unter dem Hakenkreuz 1933-1945
Das Motto "Einsam war ich nie" stammt von Gad Beck, einem von elf Männern, deren Leben in Einzelbeiträgen hier erzählt wird. Diese Männer, geboren zwischen 1895 und 1925, durchlebten aufgrund ihrer Homosexualität in der NS-Zeit, aber zum Teil auch noch danach, Diskriminierung und Verfolgung. Im Gegensatz zu anderen verfolgten Gruppen ist der Status homosexueller Opfer des Nationalsozialismus weiterhin prekär (hierzu liefert der Band zwei Dokumente im Anhang), ein Grund für das jahrzehntelange Schweigen vieler schwuler Männer. Der Mitherausgeber Günter Grau spricht in seinem informativen Nachwort von gerade mal einem guten Dutzend authentischer Zeugnisse diesbezüglich.
Vor Jahren wurde diese Sammlung erstmals veröffentlicht, nun liegt sie -- in aktualisierter und erweiterter Form -- endlich wieder vor. Nicht nur zeugt dieses Bändchen von einer besonders schrecklichen Phase der Menschheitsgeschichte, es führt implizit auch die vielerorts weiterhin anhaltende Stigmatisierung und Kriminalisierung von Homosexualität vor Augen. So gibt es den Angaben von amnesty international zufolge allein immer noch neun Staaten, die hierfür die Todesstrafe verhängen. Und doch erzählt z. B. der weltweite Erfolg von Gad Becks Autobiografie eine andere Geschichte: Es ist auch für ältere Schwule kein absolutes Tabu mehr, über ihre früheren homosexuellen Erfahrungen zu schreiben und damit in eine weithin sichtbare Öffentlichkeit zu treten.
Was die hier zusammengetragenen Porträts auszeichnet, sind -- neben der löblichen Pionierarbeit van Dijks und Graus und den sorgfältig recherchierten, detailreichen und mit weiterführenden Literaturhinweisen versehenen Beiträgen selbst -- die eingestreuten rückblickenden Selbstaussagen der Erinnernden. Die Art, wie sie von ihren ersten sexuellen Erfahrungen berichten und sich ihrer großen Jugendlieben besinnen, ist anrührend und erschütternd zugleich, zeugt dies doch von dem Willen, sich trotz erlittener Grausamkeiten ein Stück erlebten Glückes erhalten zu wollen. --RJ Poole
Ronny Blaschke: Versteckspieler. Die Geschichte des schwulen Fußballers Marcus Urban
Homosexualität gilt als letztes Tabu im Profifußball. Aus Furcht vor den öffentlichen Reaktionen hatte sich bis zu Thomas Hitzlspergers Outing im Januar 2014 kein namhafter Spieler geoutet. Marcus Urban brach als einer der Ersten das Schweigen. Einst galt er als eines der größten Talente des ostdeutschen Fußballs. Sport zog sich wie ein roter Faden durch sein Leben, war Abenteuer und Befreiung, zugleich aber eine schwere Kette für seine persönliche Entwicklung. Weil Urban um seine Zukunft als Fußballer fürchtete, verschwieg er seine Homosexualität. In dem bewegenden Buch schildert er diese schwierige Situation und seine seelische Zerrissenheit, aus der er sich erst spät befreite. Nach intensiven Gesprächen mit dem Journalisten Ronny Blaschke legt er seine Lebensgeschichte als Buch vor. Marcus Urban will dazu beitragen, dass dieses letzte Tabu im Fußball fällt, weitere Spieler seinem Beispiel folgen und Homosexualität auch im vermeintlich 'männlichen' Sport als etwas ganz Normales betrachtet wird.
Und noch einmal Fussball:
Dirk Leibfried/Andreas Erb: Das Schweigen der Männer - Homosexualität im deutschen Fussball
Anders als in Politik und Show-Business ist der Profifußball eine scheinbar schwulenfreie Szene. Wo die Trainer von ihren Spielern „Eier in der Hose“ verlangen, wo auf den Rängen „schwul“ als Code für die Verhöhnung der Gegner eingesetzt wird, da ist die Luft für Outings dünn.
Die Journalisten Dirk Leibfried und Andreas Erb haben intensiv zum Thema recherchiert. Sie sprachen mit schwulen Amateur-Kickern, mit Funktionären wie DFB-Präsident Zwanziger sowie mit Psychologen, die homosexuelle Profis betreuen. Ihr Buch leuchtet das homophobe Klima in der Fußballszene aus und kritisiert vor allem das wenig hilfreiche Schweigen der Vereine und der Sponsoren. Es schildert die großen Probleme, denen sich schwule Profispieler ausgesetzt sehen und begründet ihre Scheu vor einem Outing.
Maria Borowski: Parallelwelten - Lesbisch-schwules Leben in der DDR
Im Zentrum der Studie steht die Situation von Homosexuellen in der DDR zwischen 1949 und 1969,
ein
Zeitraum, der bisher kaum dokumentiert wurde. Maria Borowski wertet
Sexual-Ratgeber der 1950er-Jahre aus und zeichnet die Perspektiven der
Ärzte auf die »Krankheit« der gleichgeschlechtlich Liebenden nach.
Auszüge aus 13 Interviews mit Männern und Frauen geben die Sicht der
damals jungen Homosexuellen über ihr Leben in der frühen DDR wieder,
über ihre Kindheit, Jugend und das Erwachsenwerden.
Fortsetzung folgt ...
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