Dienstag, 10. Juli 2018

Drabbles

Im März 2009 war ich (zusammen mit einigen anderen Autoren des jetzigen REALTRAUM e. V) Gast in einer Radiosendung. Dabei präsentierte ich auch ein paar Drabbles, die ich kurz vorher als Übung verfasst hatte. Ich habe diese Literaturform gewählt, weil ich nicht glaube, dass meine Lyrik irgend jemand hören will und ich auf die schnelle keine kurzen Prosatexte gefunden habe. Und Drabbles eignen sich gut, wenn nur wenige Minuten Zeit zur Verfügung stehen. Gut, dass ich durch Wikipedia vorbereitet war, so konnte ich schulmeisterhaft erklären, was ein Drabble eigentlich ist und woher es kommt: aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie Ein Drabble ist eine pointierte Geschichte, die aus exakt 100 Wörtern besteht. Dabei wird die Überschrift nicht mitgezählt. Ursprünglich als Fanfiction betrieben, wird sie aufgrund ihrer einfachen äußeren Form gerne von ungeübten Autoren als Einstieg in Lyrik oder Prosa genutzt. Durch die Beschränkung auf das Wesentliche stellt das Schreiben von Drabbles auch für erfahrene Autoren eine Herausforderung dar. "Drabbles" gehen auf einen Sketch von Monty Python zurück. "Drabbles - a word game for 2 to 4 players". In den 1980er Jahren wurde dadurch in Großbritannien eine "Drabblemanie" hervorgerufen, die von der Birmingham University SF Society standardisiert wurde. Und nachdem es sich um Drabbles mit Tierthema handelte, kann ich diese auch in den Beutelwolf-Blog schmuggeln. Als kleine Abwechslung sozusagen.
Die Motte
Die Motte flog um die Straßenlaterne. „Licht, Licht", dachte sie, und achtete darauf, dass sie dem heißen Glas nicht zu nahe kam. Zahlreiche Artgenossen lagen am Fuß der Laterne und rührten sich nicht mehr. Ihre Flügel waren verbrannt, die Körper vertrocknet. Die Motte hatte Gesellschaft. Andere Nachtfalter flogen um die Laterne und erfreuten sich an der Helligkeit. Niemand ahnte die Gefahr, die in der Dunkelheit lauerte. Niemand sah den Schatten, der sich dem Licht näherte. Die Motte flog ihre Runden, dann sah sie das Maul mit den spitzen Zähnen, Kiefer schnappten zu und die Motte verschwand im Magen der Fledermaus.

Fasan
Schön war er anzusehen, der männliche Fasan. Er präsentierte sein prächtiges Gefieder auf dem Feld, und versuchte ein Weibchen auf sich aufmerksam zu machen. Zwei Hennen liefen durch das Getreide und erhaschten einen Blick auf ihn. Sie waren nicht die einzigen, auch ein Fuchs wurde durch die Farbenpracht angelockt. Der stolze Fasan sah nur die Hennen. Er plusterte seine Federn auf und seine Wangen leuchteten rot. Die Weibchen kamen näher und der Fuchs schlich sich ungesehen heran. Ein Schuss hallte über das Feld. Die Hennen flogen in die Luft, der Fuchs suchte das Weite. Der Fasan lag erschossen im Getreide.

Das Einhorn
Elegant stolzierte das weiße Einhorn auf die Lichtung. Es zeigte keine Angst, und näherte sich den drei Mädchen, die aus Blumen Kränze flochten. Das Tier wurde erst bemerkt, als es die Kinder fast berührte. Die Mädchen sprangen auf und schrieen. Zwei rannten in den Wald, nur das kleinste blieb zurück. Es plumpste ins Gras und weinte. „Habe keine Angst", sagte das Einhorn. „Du bist mutig, und es wert, auf meinem Rücken getragen zu werden. Du wirst eine großartige Prinzessin sein!" Das Mädchen bestieg den Rücken des Einhorns und ritt in die Stadt. Jahre später heiratete das Mädchen einen edlen Prinzen.

Der Drache und der Ritter
Der Drache sah den Ritter schon aus der Ferne. Er kannte den Plan des gepanzerten Menschen. Er war gekommen, um die Prinzessin zu retten, den Drachen zu töten und den Schatz zu rauben. Der Drache würde kein leichtes Opfer sein. Er wartete, bis der Mensch mit seinem Pferd und seiner Lanze vor seiner Höhle erschien, dann spie er sein Feuer und grillte den Ritter. Von Mann und Pferd blieb nicht mehr übrig als ein Häufchen Asche mit etwas Metall. In der Ferne schrie eine Jungfrau um Hilfe. Der Ritter hatte sich geirrt, er hatte den falschen Drachen gejagt und versagt. Ich gebe zu, dass Drachen und Einhörner nicht unbedingt zur real existierenden Tierwelt gehören, aber nachdem sich der Beutelwolf-Blog auch der Kryptozologie verschrieben hat, und diesen Bereich eher vernachlässigt, schadet dieser kleine Ausflug in die Welt der Fantasie nicht unbedingt.

(Dieser Beitrag ist ei Wanderbeitrag...ursprünglich war er auf diesem Blog zu finden, dann wanderte er zum Beutelwolf-Blog und jetzt ist er wieder an seinem Ursprungsort ...bis auf Weiteres)

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