"Der Nacktmull" ist Teil einer ganzen Geschichtensammlung über Tiervorstellungen. Die erste Geschichte dieser Art handelte vom Regenwurm und nachdem es mir Spaß machte Tiere sprechen zu lassen, habe ich eine ganze Reihe dieser Geschichten geschrieben, sogar einen Apatosaurier habe ich "sprechen" lassen. Abgesehen vom Regenwurm, den ich bei einigen Lesungen zum Besten gegeben habe ist nur der Nacktmull veröffentlicht.
Der Nacktmull
Hallo, ich bin ein Nacktmull, das hässlichste Säugetier der Welt. Aber ich kann nichts dafür, das ist halt so. Äußerlich sehe ich aus wie ein Meerschweinchen ohne Haare, bin aber mit den Stachelschweinen näher verwandt. Meine Familie nennt sich Sandgräber, aber das ist nicht so wichtig. Wir sind nicht besonders bedeutend. Ich erwähne das nur um zu zeigen, dass nicht alle Sandgräber so aussehen wie ich. Natürlich haben die Wissenschaftler mir einen unaussprechlichen Namen gegeben, Heterocephalus glaber, aber das ist genauso wichtig wie die Familie der Sandgräber, deren lateinischer Name noch unaussprechlicher ist als mein eigener. Wissenschaftler brauchen ihre eigene Sprache, damit sie niemand versteht. Ich bin mit Nacktmull vollkommen zufrieden, nachdem ich nicht einmal weiß was dieses Heterodingsda bedeutet.
Ich bin ein unbedeutendes Weibchen. Unbedeutend deshalb, weil ich keine Kinder bekommen kann. Das macht nur unsere Königin. Wir sind wie Bienen. Nur sammeln wir keinen Honig, und fliegen können wir auch nicht. Wir sind für den Menschen nicht einmal von großem Nutzen. Wir leben unterirdisch in riesigen Kolonien. Manchmal sind wir über hundert Tiere. Und nur die Königin bringt Kinder auf die Welt. Alle anderen können das nicht. Erst wenn die Königin stirbt, können andere Weibchen Kinder zur Welt bringen. Die erste die es schafft wird die neue Königin. Die Königin ist kein riesiger fetter rosa Klumpen, wie ihr euch das vielleicht vorstellt. Sie ist größer als wir, aber noch genauso beweglich. Sie wandert durch die Gänge und weist faule Arbeiter zurecht. Arbeiter sind alle, die nicht Königin oder Könige sind. Könige gibt es mehrere. Ja, das Leben als Königin stelle ich mir sehr angenehm vor.
Mehr gibt es über mich nicht zu sagen. Der Alltag eines Nacktmulls ist nicht gerade aufregend. Als Haustiere werden wir meines Wissens auch nicht gehalten, aber das kann ich verstehen. Ihr braucht auch keine Angst haben, dass ihr eines Tages auf einen meiner Art tretet. Wir leben in afrikanischen Halbwüsten, da lebt kein Mensch.
Es hat übrigens auch einen Vorteil so hässlich zu sein. Selbst Parasiten verschonen uns, aber ich glaube dass liegt eher daran, dass wir keine Haare haben. Aber jetzt muss ich weiter, bevor mich die Königin wieder beißt.
(Dieser Beitrag ist ein Wanderbeitrag...ursprünglich war er auf diesem Blog zu finden, dann wanderte er zum Beutelwolf-Blog und jetzt ist er wieder an seinem Ursprungsort ...bis auf Weiteres)
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