Freitag, 12. Dezember 2025

Scholastique Mukasonga: Sister Deborah (Rezension)

Ruanda in den 1930er Jahren: Während sich in Ostafrika immer mehr Menschen zum Christentum bekennen, verkündet Sister Deborah, eine Missionarin aus den USA, dass der Messias niemand anderes als eine schwarze Frau sein wird. Sister Deborah wird der Hexerei angeklagt und verschwindet auf mysteriöse Weise. Zwei Jahrzehnte später beschließt Ikirezi, eine geniale Akademikerin in Washington, die einst von ihr behandelt wurde, sich auf die Spuren der legendären Prophetin zu begeben. Sie taucht ein in die Vergangenheit, um ihre Geschichte zu erzählen, doch der Zauber von Sister Deborah ist gewaltiger als sie ahnt.
Mit Sister Deborah entwirft Scholastique Mukasonga einen vielschichtigen Roman über Glauben, Macht und Erinnerung im kolonialen Ruanda der 1930er Jahre. Im Zentrum steht die amerikanische Missionarin Sister Deborah, die mit ihrer provokanten Verkündigung eines schwarzen, weiblichen Messias die religiösen und kolonialen Ordnungssysteme erschüttert. Ihr mysteriöses Verschwinden nach einer Anklage wegen Hexerei verleiht der Figur früh einen mythischen, beinahe legendären Status. Zwei Jahrzehnte später greift Mukasonga den Faden erneut auf: Ikirezi, eine brillante Akademikerin in Washington, macht sich auf die Suche nach der Wahrheit hinter der Prophetin, die sie einst selbst behandelt hatte. Ihre Nachforschungen strukturieren den Roman als Spurensuche zwischen Kontinenten, Zeiten und Erzählstimmen. Vergangenheit und Gegenwart überlagern sich, Fakten und Legenden lassen sich kaum trennen.
Mukasongas Sprache ist ruhig und präzise, doch von großer erzählerischer Kraft. Sie zeigt, wie christliche Mission, koloniale Gewalt und afrikanische Spiritualität ineinandergreifen und ein explosives Spannungsfeld erzeugen. Besonders eindrucksvoll ist die Darstellung weiblicher Gegenmacht in einer von Männern dominierten religiösen Ordnung.
Man muss das mögen und ich muss gestehen, dass ich es nicht mochte. Ich hatte etwas anderes erwartet (was genau weiß ich nicht, aber definitiv nicht das, was ich bekommen habe) und war etwas enttäuscht. So ganz berührte mich die Geschichte nicht, und so sehr ich es auch wollte, meins wars nicht.
Sprachlich kann ich nicht meckern, aber in der Kürze des Werks wird man (vermutlich vor allem als westeuropäischer Leser) etwas überfordert: Da wird Kritik an der deutschen und der belgischen Kolonialmacht geübt, da ist der katholische Glauben und hin und wieder Glauben und Tradition der Menschen vor Ort. Und natürlich die Lebensgeschichte(n) der Protagonistinnen. Weniger wäre mehr gewesen, oder mehr weniger... das mag man sehen wie man will, aber ein Werk das mehr in epische Breite erzählt worden wäre wäre SISTER DEBORAH eher gerecht geworden als diese Novelle. Irgendwie schade, bedenkt man die Bemühungen der Autorin und der Hintergrund ihres Werks.

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