Freitag, 19. Dezember 2025

Nancy Springer: Enola Holmes 1 - Der Fall des verschwundenen Lords (Rezension)

Anders als ihre berühmten älteren Brüder Sherlock und Mycroft führt Enola Holmes ein freies aber abgeschiedenes Leben auf dem Land – bis eines Tages ihre Mutter verschwindet und ihr neben versteckten Banknoten auch einige verschlüsselte Hinweise hinterlässt. Heimlich macht sich Enola auf den Weg ins düstere viktorianische London, um ihre Mutter zu suchen. Doch dort wird sie in die Entführung eines jungen Lords verwickelt und muss in zwielichtigen Gegenden vor mörderischen Gaunern fliehen – immer auf der Hut vor ihren scharfsinnigen Brüdern, die sie zur Erziehung in ein Internat stecken wollen. Wird sie es zwischen all dem Chaos schaffen, die Hinweise zu entschlüsseln und gleichzeitig dem Internat zu entkommen? Der erste Band einer rasant spannenden Buch-Serie über die sympathische kleine Schwester von Meisterdetektiv Sherlock Holmes.
Schon seit einiger Zeit habe ich ein Auge auf die Enola Holmes-Romane geworfen. Tatsächlich hatte ich aber erst die Gelegenheit den Film zu sehen und ich muss sagen, das dieser zwar ganz nett war, aber ich hätte auch damit leben können, wenn ich ihn nicht gesehen hätte.
Jetzt habe ich das Buch gelesen ... und ich kann dazu sagen, was ich auch zum Film gesagt habe: Ganz nett, aber ich hätte auch damit lesen können, wenn ich es nicht gelesen hätte. Enola Holmes ist (natürlich) anders als Sherlock oder Mycraft, aber leider nicht interessant genug, um weiter zu lesen. Wie das mit den Filmen aussieht weiß ich nicht... vielleicht wenn es keine Alternative gibt (aber in der heutigen zeit gibt es immer eine Alternative).
Natürlich ist Enola anders als ihre Brüder (die natürlich auch eine Rolle in den Büchern spielen), und als Mädchen hat sie mit ganz anderen Problemen zu kämpfen, als Sherlock und Mycraft. Aber vielleicht liegt es an der Kürze des Buchs (keine 200 Seiten), dass die Geschichte im Großen und Ganzen etwas oberflächlich wirkt und der Titelgebende verschwundene Lord fast schon hinderlich ist, weil er erstens von Enolas eigenen Problemen ablenkt, zum anderen nicht so viel Platz einnimmt, wie man es anhand des Titels erwarten würde. Nett sind die Rätsel, die Enola lösen muss, davon hätte ich gerne mehr gesehen. Film und Buch ergänzen sich in meinen Augen sehr gut, wenn man beides kennt kann man sich seine eigene Geschichte zusammen denken, aber natürlich ist das nicht der Sinn der Sache. Man muss und darf Film und Buch getrennt sehen und ich will auch nicht weiter auf den Film eingehen.
DER FALL DES VERSCHWUNDENEN LORDS hinterlässt trotz vielversprechender Grundidee einen eher enttäuschenden Gesamteindruck. Zwar setzt der Roman mit Enola Holmes auf eine interessante Hauptfigur und versucht, das Sherlock-Holmes-Universum aus einer frischen Perspektive zu erzählen, doch die Umsetzung bleibt deutlich hinter den Erwartungen zurück.
Die Handlung wirkt über weite Strecken oberflächlich und vorhersehbar. Der titelgebende Fall entwickelt kaum Spannung, da zentrale Wendungen früh erkennbar sind und echte Überraschungen ausbleiben. Statt einer clever konstruierten Detektivgeschichte erhält man eine Abfolge recht einfacher Ereignisse, die selten das Gefühl vermitteln, dass hier echte Ermittlungsarbeit geleistet wird.
Der Schreibstil ist schlicht gehalten, was zwar dem Zielpublikum entgegenkommt, stellenweise jedoch banal wirkt. Auch wer einen historischen Krimi erwartet wird enttäuscht werden, da (abgesehen von Enolas Beschreibung ihrer Kleiderwahl) kaum die Atmosphäre der damaligen Zeit dem Leser nahegebracht wird.
DER FALL DES VERSCHWUNDENEN LORDS stellt einen eher schwachen Auftakt dar, der das Potenzial seiner Hauptfigur und seines literarischen Hintergrunds nicht nutzt.
Positiv ist zumindest zu bewerten, dass Nancy Springer nicht versucht hat eine neue Version einer Sherlock Holmes-Geschichte zu kreieren. Enola geht ihren eigenen Weg und DER FALL DES VERSCHWUNDENEN LORDS gibt das gut wieder. Trotzdem hat mir etwas gefehlt um wirklich überzeugt zu werden. Lese ich weiter? Vermutlich nicht. Vielleicht wird der zweite Film den Ausschlag geben (sollte ich ihn jemals sehen). Aber im Moment hat mir Enola Holmes nicht das gegeben, was ich erwartet habe und es gibt genug andere Bücher, die darauf warten gelesen zu werden.

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