Mittwoch, 10. September 2025

Tobias Sommer: Wer das Ende verrät (Rezension)

Cruxdorf, eine Kleinstadt an der Grenze zu Dänemark, in der man die Nordsee riechen kann. Hier betreibt Moritz Wendtal seine Buchhandlung. Früher war in dem Haus die Apotheke untergebracht. Und sind Bücher nicht auch eine Art Medizin? Wendtal hat für alle die passende Lektüre parat. Wegen seiner Phantasie und Kombinationsgabe wenden sich viele Schreibende hilfesuchend an ihn – und neuerdings auch Heinrich Uhlen, der stets überforderte Dorfpolizist. Denn bei Gerhard Brix, dem Bürgermeister, ist eingebrochen worden. Gestohlen wurde nichts, aber das Wohnzimmer verwüstet, und am Schrank hängt, wie eine blutige Drohung, eine Konserve Tomatensaft, aufgespießt mit einem Jagdmesser. Und was hat es mit dem mysteriösen Gedicht im Briefkasten der Familie auf sich? Wäre Wendtals Neugier nicht längst geweckt – Heinrichs dilettantische Ermittlungen könnte er sich nicht länger mit ansehen. Er geht den rätselhaften Geschehnissen in Cruxdorf selbst nach.
Ein angenehm zu lesender Cosy-Krimi der etwas anderen Art. Eine Buchhandlung mit sympathischen Buchhändler und einer etwas (zu) alten Praktikantin, ein kleines Dorf mit merkwürdigen Verbrechen und zu allem passende Buchtipps. Das Setting an der Nordsee wirkt atmosphärisch dicht, der Schreibstil ist locker und lässt kaum einen Krimi vermuten, auch wenn es sehr cosy zugeht. Der Buchhändler als Protagonist (ohne jegliche Liebesbeziehung zu einer Ermittlerin oder einem Ermittler) liest sich sehr angenehm. Andere Buchhändler mochten seine Vorgänger sein, aber hier merkt man die Liebe zum Geschriebenen, denn ein bisschen mehr als ein schrulliger Buchliebhaber ist Wendtal schon. Tobias Sommer bietet einen kurzweiligen, entschleunigten Krimi ohne große Blutorgien, aber mit feinem psychologischen Nervenkitzel.
Allerdings muss ich zugeben, dass mich die grundsätzliche Atmosphäre des Buchs und die Beschreibungen der Orte mehr begeistern konnten als der eigentliche Kriminalfall. Dieser hat mich nicht ganz überzeugt, obwohl mir das Lesen im Allgemeinen Spaß gemacht hat und ich am Anfang auch gerne gewusst hätte, was diese Einbrüche zu bedeuten hatten. Allerdings ist das für mich schnell in den Hintergrund getreten.
Nett zu lesen, wenn man sich von Beschreibungen einlullen lassen will (was mir ja passiert ist), aber als Krimi ... nun ja, da war ich nicht ganz überzeugt.

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