Donnerstag, 11. September 2025

Lars Engels: Halloweenkind (Rezension)

Drei Familien. Zwei verschwundene Kinder. Eine Nacht, in der die Geister erwachen
An Halloween zieht eine Gruppe Eltern mit ihren kostümierten Kindern um die Häuser – bis der elfjährige Joshua spurlos verschwindet. Übrig bleiben nur blutverschmierte Fetzen seines Geisterkostüms. Für die Elterngruppe ist der Vorfall gleich ein doppelter Schock: Denn vor vier Jahren verschwand schon einmal an Halloween ein Neusser Kind – und es trug genau das gleiche Kostüm. Während die Polizei ihre Ermittlungen aufnimmt, trifft sich die erschütterte Elternrunde im nahegelegenen Café von Lea Fuchs. Lea, die vor vier Jahren als Opferhelferin die Eltern des damals verschwundenen Kindes unterstützte, sucht gemeinsam mit ihrem Mann Oliver, einem Kriminalpolizisten, nach Verbindungen zwischen den beiden Fällen – und erkennt bald, dass nicht alle in ihrem Freundeskreis gute Absichten verfolgen …

Lars Engels gelingt es gut, eine düstere, herbstliche und halloweenhafte Stimmung zu erzeugen. Nebel, dunkle Nächte, Verkleidungen, Süßes (das Saure geschieht unabhängig davon). Halloween als Setting Setting bietet nicht nur Kulisse, sondern wird narrative und symbolische Funktion. Die Kapitel sind teilweise nach bekannten Horrorfilmen/büchern benannt (und mehr als einmal, aber nicht ausschließlich, hat Stephen King Pate dafür gestanden, wobei King auch sonst sehr präsent ist, eine kleine Hommage an den Meister des Horrors).
Es gibt mehrere Zeitebenen, wechselnde Perspektiven und gut platzierte Auffälligkeiten, die nach und nach Sinn ergeben. Lars Engels lädt zum Rätseln ein, HALLOWEENKIND bietet mehr als eine Überraschung. Und dem Leser werden nicht gerade wenige Rätsel aufgegeben. Nicht nur durch das schon bei der Erwähnung Schauer erzeugende Halloweenthema sorgt für Spannung.
Neben der Krimihandlung behandelt der Roman Aspekte wie Schuld, Gewissen, Verdrängung, familiäre und soziale Fassaden. Was wissen wir über die Menschen, die uns nahestehen?
Der Stil ist flüssig und gut lesbar, kurzweiliges Lesevergnügen wird geboten. Die Charaktere sind glaubwürdig und durchaus sympathisch, nur LEA, die Protagonistin hat ihre Schwächen (als Figur), über die man hinwegsehen kann, denn auf gewisse Weise wirkt der Roman etwas überfrachtet, so dass man nicht wirklich glauben kann (oder mag), dass es real sein könnte. Aber ... das stört nicht wirklich, wenn man sich darauf einlässt und sich auf Halloween besinnt und sich einfach etwas gruseln möchte (auch wenn HALLOWEENKIND eigentlich kein Horroroman ist).
Da kann man auch die Schwächen Leas ignorieren. Lea wird oft als sympathisch und engagiert beschrieben, aber auch als manchmal übergriffig, impulsiv oder unrealistisch in ihrem Verhalten. Ihre Rolle als Opferhelferin wirkt in manchen Szenen zu stark konstruiert und die Polizei ist allzu gerne bereit ihr Geheimnisse anzuvertrauen (sollte man meines Wissens nicht tun, egal ob es sich um Ehepartner handelt oder nicht) und sie auch ermitteln zu lassen. Das kenne ich nur von Cosy-Krimis und ich hatte nicht den Eindruck, dass es sich bei HALLOWEENKIND um einen solchen handelt. Auch ist sie sehr vielseitig und vereint gleich mehrere Rollen, von der Schriftstellerin/Journalistin, zur Angestellten beim WEISSEN BUND zur Café-Besitzerin ... Aber wenn man darüber hinwegsieht und die eierlegende fliegende Wollmilchsau als solche zur Kenntnis nimmt, dann wird man, wie gesagt, gut unterhalten.
HALLOWEENKIND ist, trotz einer etwas übertriebenden Hauptdarstellerin, ein gelungener Herbst-/Halloween-Krimi. Er verbindet Mystery, Familiendrama und Krimi-Elemente zu einer fesselnden Geschichte, die gerade in dieser Jahreszeit sehr gut funktioniert.

HALLOWEENKIND bei amazon (AffiliateLink)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Durch das Kommentieren eines Beitrags auf dieser Seite werden automatisch über Google personenbezogene Daten erhoben. Diese Daten werden ohne Ihre ausdrückliche Zustimmung nicht an Dritte weitergegeben. Weitere Informationen finden Sie in der Datenschutzerklärung. Mit dem Abschicken eines Kommentars wird die Datenschutzerklärung akzeptiert.