Donnerstag, 4. September 2025

Jean-Christophe Rufin: Der Gehängte von Conacry (Rezension)

Im Jachthafen von Conakry hängt ein toter Europäer am Mast seines Schiffes. Ein Fall für Aurel Timescu, den tödlich gelangweilten Konsul von Frankreich mit einem Faible für lange Gabardinemäntel und ungelöste Kriminalfälle. Heimlich beginnt er zu ermitteln – und deckt dabei weit mehr auf, als der französischen Regierung lieb ist. Ein herrlich schräger und hellsichtiger Krimi aus der Feder von Goncourt-Preisträger Jean-Christophe Rufin.
Aurel Timescu liebt guten Weißwein und sein Piano. Was er hingegen nicht liebt, ist sein Job. Er ist französischer Konsul in Guinea, ein schlechter noch dazu. Viel lieber wäre er Kriminalkommissar. Als am Jachthafen von Conakry plötzlich eine Leiche auftaucht, sieht er seine Chance gekommen. Dabei soll er eigentlich nur die Identität des Toten feststellen. Für die Polizei liegt der Fall klar auf der Hand: Der Safe auf dem Boot des toten Seglers wurde aufgebrochen, die guineische Geliebte des Mannes bereits festgenommen. Doch Aurel ist sich sicher: Die Segler im Jachtclub verschweigen etwas. Kurzerhand nimmt er seine eigenen Ermittlungen auf. Dabei stößt er nicht nur immer wieder an die Grenzen des guten Geschmacks, sondern auch auf ein Verbrechen, das die französische Regierung am liebsten vertuschen möchte.

DER GEHÄNGTE VON CONACRY, ein Cosy-Krimi in Guinea. Charmant, ruhiger und mit Augenzwinkern erzählt. Konsul Timescu der leicht schrullige Antiheld, erinnert ein bisschen an Poirot, ohne ein Abklatsch zu sein. Aber ... ein (Hobby)Detektiv mit Stil und interessanter Herkunft, die hin und wieder auch thematisiert wird. Man taucht in das tropische Setting ein – spürt Hitze, Politik und das koloniale Erbe Afrikas – all das ohne voyeuristische Exotik, sondern mit humorvoll-satirischem Blick. Und irgendwie fühlt man sich an die TV-Serie DEATH IN PARADISE (oder ähnliche Formate) erinnert. Man fühlt sich wohl in Conacry, auch wenn nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist.
Wer ruhige, witzige Krimis mit einem verschrobenen Ermittler mag, findet hier viel Vergnügen. Die Erzählung überzeugt durch eine pointierte Atmosphäre, subtile Ironie und eine Prise politischer Satire. Schnörkellos und unaufgeregt, aber auf eigene Art und Weise spannend. Oh, und manchmal doch ein bisschen sehr brutal (Klavierspielen kann Ihre Gesundheit schädigen ...). Vielleicht wirken die Nebenfiguren etwas blass im Vergleich zu Aurel Timescu, aber so hat dieser nicht wirklich sympathische Mann eine Plattform auf der er brillieren kann ... zumindest für die Länge dieses Romans.
Für Freunde des Cosy-Krimis und exotische Schauplätze.

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