Dienstag, 15. Juli 2025

Michi Strausfeld: Die Kaiserin von Galapagos (Rezension)

Wenn man sie rein ließ, selten genug, durften auch Teutonen – Landsknechte, Abenteurer, Jesuiten – früh jenes geheimnisvolle Reich in Übersee betreten, das seit 1492 den Spaniern »gehörte«. Erst nachdem die Staaten des Kontinents unabhängig geworden waren, kamen auch die Deutschen. Michi Strausfeld, die Lateinamerikas Kultur wie kaum eine andere in Deutschland bekannt gemacht hat, berichtet, wie sie kamen, warum und wer das war: Gauner, Exzentriker, arm und reich, Künstler, Kaufleute, die Reichtümer witterten, eine Utopistin mit Kaiserkrone, Forscher, die sich um das kümmerten, was ihnen Alexander von Humboldt übrig gelassen hatte. In Massen kamen sie erst spät: Auswanderer, die daheim verhungert, Juden, die umgebracht worden wären, auch ihre Nazi-Quälgeister, die hier nach 1945 ein Versteck fanden. Und heute? Ein lateinamerikanisches Tableau, von 1492 bis zur Gegenwart, in kräftig deutschen Farben. 
DIE KAISERIN VON GALAPAGOS, das ist (oder war) Eloise Wagner de Bousquet, eine österreichische Hochstaplerin, die in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts auf der Galapagos-Insel Floreana lebte.

Im gleichnamigen Buch ist sie nicht mehr als eine Fußnote, denn auch wenn die Galapagos-Affäre ein interessanter Aspekt der Galapagos-Besiedelung ist. Aber es gibt noch weitaus mehr, was der südamerikanische Kontinent und seine Deutschen zu bieten hat ... und vielleicht (Oder anders gesagt: Auf jeden Fall) übernimmt ich die Autorin hier. 500 Jahre Geschichte bringt man kaum auf 180 Seiten unter, selbst wenn es sich nur um einen bestimmten Aspekt handelt und nicht jeder Deutsche seine Spuren auf dem Kontinent hinterlassen haben. Trotzdem ... vieles wird nur kurz abgehandelt, was aber auch verständlich ist, denn wir reden über einen ganzen Kontinent, dessen Länder ihre eigene Geschichte haben.
Michi Strausfeld ist Literaturwissenschaftlerin, Verlagslektorin, Herausgeberin und war jahrelang (1974 bis 2008) für das spanisch-lateinamerikanische Verlagsprogramm des Suhrkamp Verlages verantwortlich. Kein Wunder, dass sie aus lateinamerikanischen Büchern oder deutschen Reiseberichten zitiert. Daneben (oder vielleicht gerade deswegen) ist der Band aber auch eine akribische Auflistung des geschichtlichen Zeitrahmens und der politischen Entwicklung der einzelnen Länder. Aber ... alles doch sehr oberflächlich. Da hätte ich mir tatsächlich einen seitenstarken Wälzer gewünscht, denn eines hat mir das Buch gezeigt: Wie wenig ich eigentlich über den südamerikanischen Kontinent weiß, sofern es seine Geschichte anbelangt. Von daher muss ich dem Buch ankreiden, dass es zu kurz ist, aber Lust auf mehr macht. Egal ob mit oder ohne Beteiligung deutscher Staatsbürger.

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