Dienstag, 21. Januar 2025

Kai Meyer: Das Haus der Bücher und Schatten (Rezension)

Baltikum, kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs. Tiefer Schnee und endlose Wälder schneiden ein Herrenhaus von der Welt ab. Hierher reist die junge Lektorin Paula Engel aus Leipzig, um das Manuskript des Schriftstellers Aschenbrand einzusehen. Paula und ihr Verlobter Jonathan begegnen einem faszinierenden Exzentriker, der ein dunkles Mysterium wahrt.
Leipzig, 1933. Im legendären Graphischen Viertel rettet der von den Nazis entlassene Kommissar Cornelius Frey einem Mädchen das Leben. Bei ihrem Abschied flüstert sie »Sie weinen alle im Keller ohne Treppe«. In der nächsten Nacht liegt sie ermordet neben einem toten Polizisten. Auf der Spur des Mörders kämpft Cornelius sich zurück in seinen alten Beruf und stößt auf ein Netz aus Okkultisten und Verschwörern, Freimaurern und Fanatikern. In welcher Verbindung standen sie zu Paula und Jonathan, die vor zwanzig Jahren spurlos im Baltikum verschwanden?

1933. das Jahr scheint es Kai Meyer angetan zu haben, denn bereits in DIE BÜCHER, DER JUNGE UND DIE NACHT entführt uns der Autor in dieses Jahr. Mehr haben die beiden Bücher neben dem Schauplatz Leipzig aber nicht gemein. Das dritte Buch aus der Reihe, DIE BIBLIOTHEK IM NEBEL, das eigentlich das zweite Buch ist, muss ich noch lesen. Aber man muss die Bücher nicht kennen, bzw. in einer Reihenfolge lesen, das sind drei unabhängige Werke.
Aber zumindest kann ich vom ersten (DIE BÜCHER, DER JUNGE UND DIE NACHT) und vom dritten (DAS HAUS DER BÜCHER UND SCHATTEN) Buch sagen, dass sich das lesen lohnt. Eine meisterhafte Melange aus historischem Kriminalroman und bibliophiler Schauergeschichte, aber (soviel sei verraten) ohne phantastischen Bezug. Aber Kai Meyer kommt auch gut ohne aus um ein spannendes Buch zu schreiben. Und der Leser wird wirklich gut unterhalten, auch wenn man etwas braucht, um die Zusammenhänge zu verstehen. Bis dahin gibt es aber viele Vermutungen, die vor allem das Jahr 2013 anbelangt. 1933 wird dem Leser ein Kriminalfall geboten, der durch einen starken (sturen) Ermittler und seinen Gegnern (irgendwie scheint das jeder zu sein, der damals etwas zu sagen hatte ... von den Kommunisten, zu den Nationalsozialisten ...) lebt und durch die Persönlichkeit Cornelius Freys den Leser fast direkt in die Zeit versetzt.
1913 ist es Lektorin Paula, welche die Geschichte trägt und durch ihren persönlichen Bericht dazu beiträgt, dass dem Leser der eine oder andere Schauer über den Rücken läuft.
Beide Erzählstränge haben ihre Stärken, beide sind auf ihre Art spannend, aber die Kriminalgeschichte rund um Cornelius Frey war teilweise etwas überfrachtet mit Themen, die teilweise nur nebensächlich aren. Da war Paulas Geschichte etwas geradliniger. Aber auch hier zeigt Kai Meyer, dass er ein guter Erzähler ist. Der Leser verliert die Handlung nie aus den Augen, den Erzählsträngen ist gut zu folgen, nur das Ende kommt dann doch etwas zu schnell. Da wäre ich auch gerne etwas länger in 1913 geworden.
Freunde klassischer Geschichten kommen auf ihre Kosten, egal ob man sich mehr für Krimis oder Gothic Novels interessiert. Eine gute Erzählung wird auf jeden Fall geboten. Und wer ein bisschen bibliophil veranlagt ist ... nun auch dann wird man auf seine Kosten kommen.

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