Dienstag, 19. April 2022

Karsten Zingsheim: Das zersplitterte Land (Rezension)

»Du bist weder Tiger noch Drache – du bist nichts – du bist Wuji – du bist der Gipfel des Nichts.« Zenchi, ein Akrobat aus der Kaste der Freuden, möchte nicht viel: seinen Platz in der Gesellschaft finden und um die Hand seiner Freundin anhalten. Dafür müsste er jedoch das große Turnier der Kampfkünste gewinnen und sein Erzfeind wartet nur darauf, ihn zu demütigen. Als die alte Seherin ihm prophezeit, dass er weder Drache noch Tiger sei, nur ein Niemand, wird Zenchis Leben zerstört, noch bevor es überhaupt richtig begonnen hat. Kann Shenmi, eine Yōsei aus dem vergessenen Tempel unter der Stadt ihm helfen? Darf man einer Magierin überhaupt trauen? Und dann ist da noch Amaya, die hübsche Gelehrte aus Sagenheim, deren Schicksal irgendwie mit dem Zenchis verwoben scheint ...
In seiner neuen Serie entführt Karsten Zingsheim den Leser in eine asiatisch angehauchte Welt der Magie, der Philosophie und der Kampfkunst. Wuxia aus Deutschland. Und es funktioniert ganz gut. Karsten Zingsheim beschreibt seine Welt sehr genau und es fällt dem Leser nicht schwer sich zurecht zu finden. Die Welt von Tiger and Dragon (oder vergleichbarer Filme) wird so im Kopf lebendig und wer Schwierigkeiten mit den asiatischen Bezeichnungen hat der findet sich schnell mit Hilfe des Glossars zurecht. Der Autor lässt sich Zeit mit seinen Beschreibungen, aber das sorgt für die entsprechende Atmosphäre. Erzählt wird die Geschichte eines Akrobaten und einer Gelehrten, beide noch am Anfang ihrer Karrieren. Die Charaktere wirken sympathisch, obwohl mich die Geschichte von Zenchi am Anfang nicht überzeugen konnte und erst im Laufe des Romans habe ich mich auch mit Zenchi anfreunden können, während Amaya von Anfang an mein Herz erobert hatte. Auch die weniger wichtigen Charaktere wirken authentisch und fügen sich harmonisch in das Ambiente des zersplitternden Landes ein. Das zersplitterte Land - Das Buch Wuji ist ein gelungener sehr kreativer Serienauftakt, der sich am Anfang vielleicht ein bisschen zu viel Zeit mit der Vorstellung der Welt lässt (was aber vielleicht auch nicht unbedingt zum Nachteil der Geschichte ist), am Ende aber für den Leser keine Enttäuschung darstellt.
Man darf gespannt sein welche Abenteuer Zenchi und Amaya noch erleben werden. Karsten Zingsheim kann mehr als nur Urban Fantasy und legt hier ein geschriebenes Wuxia-Fest vor. 

Der Wǔxiá-Roman und der Wǔxiá-Film beschreiben chinesische Schwertkämpfer, Schlachten, Soldaten- und Reiterkämpfe, die überwiegend an historischen oder pseudohistorischen Schauplätzen spielen. Das Genre besitzt stark phantastische Elemente. Von Wǔxiá zu unterscheiden ist der Martial-Arts- oder Kampfkunstfilm, dessen Schwerpunkt auf der Darstellung des chinesischen Faustkampfs Kung-Fu bzw. Wushu liegt. Solche Filme weisen in der Regel keine phantastischen Elemente auf. Beispiele für dieses Genre sind die Filme von Bruce Lee. 

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