Montag, 3. Januar 2022

Lin Rina: Elisa Hemmiltons Kofferkrimi (Rezension)

Alles begann mit dem äußerst unwahrscheinlichen Ereignis, dass ein Koffer vom Himmel fiel. London 1890/91 Die Metropolitan Police hat uns gebeten einen Bericht über die kürzlichen Ereignisse im Fall ›Anthony Harris‹ zu schreiben. Und wie wir - eine vorlaute Studentin und ein schusseliger Mechaniker - es geschafft haben, der ganzen Sache auf die Spur zu kommen, während die Polizei Däumchen gedreht hat. Da Jamie sich aber strikt weigert, zu Papier zu bringen, was wir durchlebt haben, bleibt diese Aufgabe an mir hängen: Elisa Hemmilton, mutige Laien-Ermittlerin, neugierige Spürnase und Siegerin der Herzen[1]. __________________________________ [1] Trägst du nicht etwas zu dick auf, Liz? Wenn dir nicht passt, was ich hier fabriziere, dann hättest du es selber schreiben sollen, mein lieber Jamie.
Eine Frage, die man (inklusive meiner Person) sich stellen kann: Warum habe ich Elisa Hemmiltons Kofferkrimi gelesen, nachdem ich mich bei Animant Crumbs Staubchronik so dermaßen gelangweilt habe. Es macht doch gar keinen Sinn Bücher einer Autorin zu lesen, die nicht überzeugen kann, vor allem, wenn man damit rechnen kann sich erneut zu langweilen. Natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel, aber ich gehöre zu den Lesern, die Autoren selten eine zweite Chance geben, auch wenn das vorkommt, wenn auch selten. Also, wie konnte dann dieser Unfall mit dem Kofferkrimi passieren?
Ich habe das Buch bei Netgalley angefordert. Dort wurde es als ebook angeboten. Cover und Klappentext haben mich überzeugt, auch der Titel und ich gebe zu, dass ich den Autorennamen und das Wort Staubchronik geflissentlich überlesen habe. Erst nachdem ich die Zusage für das Buch bekam merkte ich was ich mir da angetan habe. Und ich gebe zu, dass ich mit Vorurteilen an das Lesen herangegangen bin. Meine Erwartungen waren gering und ich habe mich schon seelisch darauf vorbereitet mehrere hundert Seiten gelangweilt zu werden (ein Abbruch kam nicht in Frage). Nun, genug der negativen Worte. Ich wurde angenehm überrascht. Ich würde Elisa Hemmiltons Kofferkrimi nicht unbedingt als Highlight bezeichnen, aber es ist um Längen besser als der Vorgänger (den man auch nicht unbedingt kennen muss, beide Bände lassen sich problemlos unabhängig voneinander lesen und ich würde nach wie vor davon abraten, Animant Crumbs Staubchronik zu lesen. Die Kurzgeschichte aus dem "Staubchronik-Universum" kenne ich nicht, habe aber nicht den Eindruck, sie auch kennen zu müssen, um den Kofferkrimi zu verstehen). Das, was sich im Vorgänger nur als Randnotiz erweist (der Sturz eines Koffers vom Himmel) wird im Kofferkrimi zu einem teilweise sehr spannenden Krimi weitergesponnen. Man könnte die Meinung vertreten, dass Lin Rina langsam auf den Weg zur Höchstform ist und es schafft dem Leser ihre Staubchronik schmackhaft zu machen.
Die Geschichte ist wenig vorhersehbar, es gibt immer wieder Überraschungen, aber die Protagonisten können überzeugen und zeigen mehr Entwicklung als es bei Animant Crumb der Fall ist.
Der Focus liegt nicht in der Entwicklung einer Liebesgeschichte zwischen Elisa und Jamie (wie man es vielleicht vermuten mag, aber ... Schweigen), sondern eher im Krimi. Ganz ohne Liebe kommt dieser Roman zwar auch nicht aus, aber diese hält sich angenehm im Hintergrund.
Allerdings hat auch der Kofferkrimi seine Längen und so ganz war der Fall auch nicht überzeugend. Aber Lin Rina ist auf dem richtigen Weg und ich bin zumindest nicht abgeneigt zu sehen wie sich die Staubchronik noch entwickelt.

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