Montag, 8. November 2021

Lin Rina: Animant Crumbs Staubchronik (Rezension)

England 1890. Kleider, Bälle und die Suche nach dem perfekten Ehemann. Das ist es, was sich Animants Mutter für ihre Tochter wünscht. Doch Ani hat anderes im Sinn. Sie lebt in einer Welt aus Büchern, und bemüht sich der Realität mit Scharfsinn und einer gehörigen Portion Sarkasmus aus dem Weg zu gehen. Bis diese an ihre Tür klopft und ihr ein Angebot macht, das ihr Leben auf den Kopf stellt. Ein Monat in London, eine riesige, vollautomatische Suchmaschine, die Umstände der weniger Privilegierten und eine Arbeitsstelle in einer Bibliothek. Und natürlich Gefühle, die sie bis dahin nur aus Büchern kannte.
Der Klappentext war sehr vielversprechend... die Zeit auch und ich hatte mir eine starke Frau in einer männerdominierten Welt erhofft. Und das habe ich auch bekommen. Zeitweise zumindest. ANIMANT CRUMBS STAUBCHRONIK hat durchaus einige Ansätze, die vermuten lassen, dass sich eine wunderschön erzählte Geschichte entwickelt und der Leser (oder besser gesagt die Leserin) mit Herzklopfen und einem Schmunzeln das Buch kaum zur Seite legen will. Leider sind es nur Ansätze und ein Großteil des Buchs ist staubtrocken und langweilig, so wie man es vom Titel fast schon erwarten kann (und manche mögen das Vorurteil hegen, dass es auch in Bibliotheken viel Staub gibt ...). ich habe bis zum Ende durchgehalten, aber belohnt wurde ich dafür nicht. Gut, es gibt Schlechteres auf dem Sektor historische Liebesromane (und hätte ich gewusst, dass man dieses Buch darauf reduzieren MUSS, hätte ich wohl einen Bogen darum gemacht) und Besseres (wobei mir spontan Jane Austen einfällt, bei deren Romanen zwar auch nicht viel passiert, sie aber das Talent hatte interessante Charaktere zu schaffen) Die Geschichte in ANIMANT CRUMBS STAUBCHRONIK ist vorhersehbar, langatmig bis langweilig (mit kleinen Ausreißern von interessanten Begebenheiten, deren Potential allerdings nicht ausgeschöpft wird) mit blassen bis nervenden Charakteren (die Mutter finde ich zu übertrieben, um sie ernst nehmen zu können und Animant selbst ... eine Frau, die weiß was sie will, nur um dann doch dem Heiratswahn zu verfallen ... das ging dann irgendwie zu schnell). Sprachlich muss man sich auch an die eine oder andere merkwürdige Floskel gewöhnen wenn z. B. das Herz schwermütig wird oder davonrast.
Eine moderne Sprache mag man begrüßen, aber in gewisser Weise sollte man auch die Zeit, in die man den Leser entführen möchte, entsprechend authentisch darstellen.
Ohne niemandem nahe treten zu wollen ... wer sich an belanglosen, oberflächlichen Liebesgeschichten vor historischem (aber vernachlässigbaren) Hintergrund erfreut, der wird seine Freude an Animant Crumb haben. Ich hatte mir mehr erwartet.

(fast könnte ich behaupten, dass der größte Spaß am Buch das Schreiben dieser Rezension war, auch wenn ich manche Worte etwas abschwächen musste)

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