Mittwoch, 5. Januar 2022

Frank Herbert: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten (Rezension)

Dreieinhalb Jahrtausende sind auf Arrakis vergangen, und die Welt hat sich gewandelt: Der ehemalige Wüstenplanet ist dank technischer Mittel eine grüne Oase geworden. Die einst so stolzen Fremen sind nur noch ein Schatten ihrer selbst, eine Touristenattraktion. Doch es gibt noch ein Stück Vergangenheit auf Arrakis, sorgfältig vor Feuchtigkeit geschützt: die Wüste Sareer. Dort lebt Leto II., der Sohn von Paul Muad’dib. Seit Jahrtausenden vollzieht sein Körper eine Wandlung, geht eine Symbiose mit dem Shai-Hulud ein. Er hat seine Menschlichkeit aufgegeben, um die Menschen zu retten, tritt jetzt als Gott auf und verlangt absolute Unterwerfung. Doch seine Gegner wissen, dass er verletzlich ist – und sie verfügen über die Waffen, um ihn zu vernichten 
Die ersten drei Teile der Neuauflage des Klassikers habe ich ziemlich schnell gelesen und bin dadurch auch gut in die Welt des Wüstenplaneten eingeführt worden. Als Jugendlicher habe ich die sechs Bände des (Original) Wüstenplaneten-Zyklus verschlungen und die Faszination hat mich auch als Erwachsener wieder erfasst. Frank Herbert ist die Schaffung einer genialen Welt gelungen, ein Weltenbau wie er nur selten so überzeugend und vielseitig ist. Andererseits hat man oft auch das Gefühl, dass viel Zeit mit der Weltenerschaffung verbracht wurde und das der Handlung schadet. DER WÜSTENPLANET bleibt das beste der Bücher, aber auch die Nachfolger (die meisten zumindest, wobei ich jetzt nicht auf Band fünf und sechs eingehen möchte, es ist zu lange her, als ich die beiden gelesen habe) haben durchaus ihre Stärken. In vielen Dingen erinnert DER GOTTKAISER DES WÜSTENPLANETEN an DER WÜSTENPLANET und DER HERR DES WÜSTENPLANETEN, mit einer anderen Handlung und Akteuren zwar, aber der Roman vermischt die Stärken und Schwächen der beiden genannten Romane. Und dabei hätte man es durchaus auch etwas actionreicher handhaben können (wobei ich damit nicht sagen will, dass der Roman langweilig ist, das ist er nicht, nur ... streckenweise vielleicht etwas langatmig).
Neben einer interessanten Handlung, die auch auf die Ereignisse der vergangenen Jahrtausende eingeht, ergießt sich Herbert in Weltenbau und -neuschaffung. Man bekommt (vielleicht zu viele) Einblicke in die Philosophie des Gottkaisers und seiner Untergebenen, psychologischen Ansichten und die Soziologie des Wüstenplaneten, den man schon gar nicht mehr als solchen bezeichnen kann, aufgrund der Veränderungen, die ihm widerfahren ist.
Stark erweist sich Herbert nach wie vor in der Zeichnung seiner Charaktere, die auch mehr als eine Seite aufweisen können und deren Motive nicht immer greifbar sind.
Und doch, trotz kleiner Schwächen kann DER GOTTKAISER DES WÜSTENPLANETEN überzeugen. Science Fiction-Fans werden ohnehin nicht an diesem Zyklus Und damit auch an diesem Band nicht vorbeikommen. Man kann sagen was man will: Frank Herbert hat etwas Großartiges geleistet und trotz des Alters (erschienen ist der Band erstmals 1981) sind die DUNE-Romane immer wieder lesenswert.

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