Samstag, 3. Juli 2021

Beate Baum: Mycrofts Rückkehr (Rezension)

Raubmord? Oder steckt mehr hinter dem Tod von Sylvia Clark? Eine Spur führt Sherlock Holmes zu dem Arbeitgeber der jungen Frau, der sich in der Coronapandemie auf umstrittene Weise bereichert hat, eine andere betrifft den Geliebten des Mordopfers. Und was ist mit der illegal nach England geschleusten Haushaltshilfe? Geheimnisse verweisen auf höchste Regierungskreise, zu denen Sherlock keinen Zugang hat. Und sein vormals allmächtiger Bruder Mycroft wurde ins Abseits manövriert. Zeit für die ungleichen Brüder, sich zusammenzuraufen und die Verdächtigen herauszufordern.
Sherlock Holmes ... geschrieben von Arthur Conan Doyle und unsterblich durch seine "Nachfahren". Zahlreiche Filme, Hörspiele und Bücher (nicht zu vergessen TV-Serien) halten den Meisterdetektiv und seinen Freund Dr. Watson am Leben und immer wieder lassen sich neue Elemente entdecken. Auch Variationen des Themas funktionieren gut (wie man an der weiblichen Dr. Watson in der Serie ELEMENTARY sieht). 
Die Versetzung von Holmes in unsere Zeit ist nicht neu (und hat sowohl bei ELEMENTARY als auch bei den Filmen mit Benedict Cumberbatch) und funktioniert meiner Meinung nach sehr gut (auch wenn ich ein Fan des "alten" Holmes bleibe).
Beate Baum wagt es ebenfalls Holmes und Watson in die Gegenwart zu versetzen und schreckt auch nicht zurück die aktuelle Lage zu berücksichtigen. Und so webt sie um die Coronapandemie eine spannende, sehr politische, aber doch eines Holmes würdigen Kriminalfall, der den Detektiv zu Hochleistungen treibt und Watson (und seine Verlobte Mary) oft staunend und ratlos zurück lässt. 
Dabei schafft die Autorin auch typischen Holmes/Watson-Humor, die Dialoge der beiden sind köstlich und verleiten zum Schmunzeln. Und doch ist es kein witziges Buch, der Mord und die daraus resultierenden Ermittlungen sind einfühlsam und kritisch. 
Kurzfristig hatte ich die Befürchtung, dass es sich bei Mycrofts Comback um eine riesige Weltverschwörung handelt, mit offenem Ende und vielen losen Fäden und Andeutungen, aber das war nicht der Fall. Alles findet ein Ende, es gibt keine offenen Fragen.
Spannend, überraschend, hin und wieder witzig ... das bietet Beate Baum mit ihrem Sherlock-Krimi, der bereits der dritte ist (allerdings kenne ich die Vorgänger noch nicht). 
Die Charaktere werden gut beschrieben, nicht nur Holmes und Watson, auch die Nebenfiguren werden authentisch dargestellt (und besonders Mycroft gefällt mir, der in vielen moderneren Adaptionen etwas vom Original abweicht).
Störend (und deshalb auch erwähnenswert) fand ich die indirekte Rede während mancher Gespräche, das hat meinen Lesefluss etwas gestört, da es mich oft aus sehr unterhaltsamen Dialogen (eine echte Stärke dieses Buchs) gerissen hatte.

Aber ... ein Buch für jeden Sherlock Holmes Fan. 
Ach ja ... auch Lestrade taucht auf.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Durch das Kommentieren eines Beitrags auf dieser Seite werden automatisch über Google personenbezogene Daten erhoben. Diese Daten werden ohne Ihre ausdrückliche Zustimmung nicht an Dritte weitergegeben. Weitere Informationen finden Sie in der Datenschutzerklärung. Mit dem Abschicken eines Kommentars wird die Datenschutzerklärung akzeptiert.