Freitag, 25. Juni 2021

Juna Kristensen: Rachekarte (Rezension)

Zehn Jahre nach den grausamen Ereignissen des Abschlussjahres glaubt die 29-jährige Psychologin Svea die Geschehnisse hinter sich gelassen zu haben. Doch dann verschwindet ihre ehemalige Freundin Rachida spurlos und Svea erhält seltsame Textnachrichten und Fotos von einem Unbekannten. Sie und ihre Freunde haben sich damals ein perfides Spiel ausgedacht, um sich an Mitschülern, von denen sie schikaniert wurden, zu rächen – bis das Spiel für eine Mitschülerin tödlich endete. In einem alten Farmhaus mitten im Nirgendwo an der Nordsee werden sie nun gezwungen, das Spiel noch einmal zu spielen. Ihre einzige Chance, dem Ganzen ein Ende zu setzen, besteht darin, herauszufinden, wer von ihnen für den Tod der Mitschülerin und Rachidas Verschwinden verantwortlich ist. Dabei decken sie nach und nach auf, wie ihre Taten damals eine dramatische Kettenreaktion auslösten. Und der Unbekannte hat nur ein Ziel: Rache.
Die letzten Psychothriller die ich gelesen habe (Ausnahmen mögen die Regel bestätigen, aber ich erinnere mich gerade an keine) haben mich nicht wirklich vom Hocker gerissen, gelangweilt und das Psycho(und das Thriller)element vermissen lassen. Meine Erwartungen sind diesbezüglich eher gering geworden. Rachekarte aber hat mich wieder an das Genre glauben lassen. ich wurde gut unterhalten, ich habe einen gewissen Nervenkitzel gespürt und gerade zum Schluss hin konnte ich das Buch nicht mehr aus den Händen lassen, so überraschend waren die Wendungen. Und das Ende ... nun ich verrate natürlich nichts, aber es ist ein würdiges Ende, passend zur Story und den Charakteren. Aber ich greife vorweg... ich kann meine Lobhudeleien auch in kleineren Schritten preisgeben. Die Storyline mag vielleicht die eine oder andere Schwäche haben (allerdings stören sie den Lesefluss nicht und vielleicht bin ich auch einfach nur zu kritisch... meiner Meinung nach hätte man das Spiel jederzeit abbrechen können, aber die Protagonisten sahen das wohl anders). Rachekarte beinhaltet wichtige Themen unserer Gesellschaft, die man vielleicht ignorieren möchte, die aber trotzdem präsent sind, bemerkt oder unbemerkt, toleriert oder ignoriert: Mobbing, Hörigkeit in gewisser Weise, Manipulation, Gewalt und immer wieder die Abhängigkeit von anderen (und mehr oder weniger stark ausgeprägter Form).
Rachekarte erzählt die Ereignisse der Gegenwart und der Vergangenheit und offenbart dem Leser und den Protagonisten nach und nach die Abgründe der menschlichen Seele. Wem kann man trauen?
Je tiefer man in die Geschichte eintaucht, desto mehr Überraschungen erlebt man. Erzählt werden mehrere Sichtweisen, auch wenn Svea die wichtigste Hauptperson darstellt. Aber durch die verschiedenen Blickwinkel wird die Geschichte dichter und hält den Leser gebannt bis zum letzten Punkt.
Bildhaft und einfühlsam nimmt Juna Kristensen den Leser in die Abgründe der menschlichen Seele mit und schafft dadurch einen beängstigenden Thriller, der die Bezeichnung Psychothriller wirklich verdient.
Ich bin immer noch geflasht.

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