Samstag, 10. April 2021

Andrea Penrose: Der Tote in der Black Swan Lane (Rezension)

Der Earl von Wrexford verfügt über einen brillanten Verstand, aber Langeweile und Stolz verführen ihn regelmäßig zu rücksichtslosem Verhalten. Als der aufgeblasene Reverend Josiah Holworthy ihn öffentlich anprangert, schlägt Wrexford zurück. Ihr Wortgefecht eskaliert und Londons populärster satirischer Karikaturist A.J. Quill macht beide zum Mittelpunkt seiner neuesten Karikatur. Dann wird der Geistliche tot in einer Kirche aufgefunden – sein Gesicht von Chemikalien verbrannt, seine Kehle von Ohr zu Ohr aufgeschlitzt – und Wrexford findet sich als Hauptverdächtiger wieder.
Die eigenständige Künstlerin Charlotte Sloane ist heimlich in die Rolle ihres verstorbenen Ehemannes geschlüpft, indem sie dessen Pseudonym A.J. Quill benutzt. Als Wrexford ihre wahre Identität herausfindet, fürchtet sie, dass dies ihr Verderben sein könnte. Doch stattdessen schließen sich Lord Wrexford und die mysteriöse Mrs. Sloane zusammen, um einen gerissenen Gegner in die Falle zu locken – bevor ein neues Opfer folgt. Der Tote in der Black Swan Lane kommt schnell zur Sache. Der Leser wird sofort in die Geschichte hineinkatapultiert und entdeckt eine Welt des Okkukulten, der Wissenschaft und politischer Intrigen sowie den allgemeinen Problemen der Zeit. Spannend bleibt es bis zum Schluss und für den kleinen Schuss Humor sorgen die Hauptpersonen, die unterschiedlicher nicht sein können. Wexford und Charlotte stammen aus verschiedenen Schichten (und dass Charlotte eine unkonventionelle Frau ist, darf schon fast als selbstverständlich vorausgesetzt werden), sind aber ungewöhnlichere Vertreter ihrer Stände und auch nicht auf den Mund gefallen. Auch Wexfords Butler ist nicht unbedingt so, wie man es von einem Vertreter seines Berufs erwartet. Aber die teilweise sehr sarkastischen Wortgefechte erhöhen das Lesevergnügen und bieten kleine Pausen, bevor es weiter mit der Verbrecherjagd.
Die Charakterentwicklung ist gut, ebenso wie die Entwicklung des Verhältnisses (und es ist angenehm und glaubwürdig, dass sich aus den beiden kein leidenschaftliches Liebespaar entwickelt ... zumindest nicht in diesem ersten Band, dem hoffentlich noch viele folgen. 
Vergessen darf man natürlich auch das lebhaft beschriebene Umfeld, dass der Handlung eine authentische Atmosphäre verleiht.

Viktorianische Krimis (oder historische Krimis im allgemeinen) erfreuen sich gerade großer Beliebtheit, und jeder Autor versucht seinen Gestalten und Geschichten etwas Besonderes zu geben. Manchmal gelingt es, manchmal nicht. 
Andrea Penrose gelingt es mit DER TOTE IN DER BLACK SWAN LANE hervorragend, ohne dabei zu übertriebene Charaktere erschaffen zu haben. Auch eine starke Frau (Charlotte) zeigt manchmal Schwäche. 

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