Donnerstag, 19. März 2020

Rainer Nahrendorf: Der Tod im Buchenloch (Rezension)

Der Eifelkrimi nimmt die Leser mit auf eine Reise in die jüngere Altsteinzeit. Um das Jahr 38 000 vor Christi hatten sich die eiszeitlichen Gletscher zurückgezogen und ergrünte die Tundrenlandschaft mit ihren Rentierherden, Riesenhirschen und Wollhaarmammuts. Es war die Zeit, in der Neandertaler fast nur noch auf der iberischen Halbinsel lebten. Aber es gab Ausnahmen: eine kleine Horde durchstreifte die Eifel, vermischte sich mit den aus Afrika zugewanderten modernen Menschen, bis sie völlig von ihnen verdrängt wurden. Das Leben unserer Vorfahren in dieser Zeit will eine kleine Gruppe von Studenten der vor- und frühgeschichtlichen Archäologie erforschen. Experimentelle Archäologie ist ihr Steckenpferd. Ein Besuch des Gerolsteiner Naturkundemuseums inspiriert die zwei Studentinnen und drei Studenten zu einem Steinzeitexperiment in der Buchenlochhöhle in den Gerolsteiner Dolomiten.
Unter den Studenten sind Lucy, die schöne farbige Studentin aus Nairobi und ihr blonder deutscher Freund Jan-Hendrik die Stars. Das Paar wird von den anderen bewundert und beneidet. Lucys Vorfahren stammen wie die Vorfahren der Steinzeitjägerin Mimi aus dem Naturkundemuseum in Gerolstein vom Turkana-See in Kenia.
Das von der Naturschutzbehörde nicht genehmigte Experiment findet heimlich an den Weihnachtagen statt. Es nimmt einen unvorhersehbaren dramatischen Verlauf. Lucy erkrankt schwer. Sie wird mit Vergiftungserscheinungen von DRK-Rettern aus der Höhle geborgen und in das Brüderkrankenhaus nach Trier gebracht. Bevor sie das Krankenhaus erreichen, stirbt Lucy. Die Ärzte vermerken auf dem Totenschein "unnatürlicher Tod" und melden ihn der Polizei. Die benachrichtigte Staatsanwaltschaft ordnet die Obduktion der Leiche an. Noch bevor das Ergebnis der Obduktion vorliegt, nimmt Kommissar Marcus Victorius vom K1 der Kriminaldirektion Trier die Ermittlungen auf.
Meines Wissens ist DER TOD IM BUCHENLOCH der erste Krimi des Autors Rainer Nahrendorf. Und anders, als die Bücher, die ich bisher von ihm kenne (siehe hier).
Ich bin mir auch nicht sicher, was ich von dem Buch halten soll. Eingefleischte Krimifans werden enttäuscht sein, denn ein Krimi ist es nicht. Acht Seiten (von 76) fallen auf die Krimihandlung, drei Seiten sind Hinweise auf andere Bücher des Autors, zwei Seiten sind weiterführende Links, Quellenangaben und die Danksagung, weitere 12 Seiten sind thematische Fotos...
Und der Rest ... die Entstehungsgeschichte (und Durchführung) des nicht genehmigten Steinzeitexperiments (ca. 47 Seiten). Gespickt mit Lokalkolorit aus der Eifel und Wissenswertem aus der Steinzeit ist dieser Teil zwar auch der interessantere (der Kriminalfall an sich ist unspektakulär und zu schnell vorbei, als dass man einen Spannungsbogen erkennen kann), aber, was die Charaktere anbelangt, eher oberflächlich. Detailgetreu wird der Schauplatz beschrieben, aber die handelnden Personen bleiben nur schemenhafte Klischees.
Schade, denn das, was ich vom Autor bisher gelesen habe (vielleicht mit Ausnahme von Geier Georg) war (obwohl es sich um Sachbücher handelte) immer gut recherchiert. Natürlich ist auch DER TOD IM BUCHENWALD gut recherchiert, aber zu kurz um eine spannende Mischung aus Tatsachen und Fiktion darzustellen.
Steinzeitexperiment ohne Kriminalfall wäre noch eine gute (Informative, wenn auch wenig spannende) Novelle gewesen, aber die Bezeichnung "Ein Eifelkrimi" lässt Erwartungen entstehen, die meiner Meinung nach nicht erfüllt werden.

Postiv an dem Buch: Ich habe einen weiteren Ort für meine Reisen gefunden: Gerolstein (das ich bisher nur vom Mineralwasser her kannte)

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