Es wird mal wieder Zeit für eine Jules Verne-Rezension.
Von der Erde zum Mond wurde erstmals 1865 unter dem französischen Titel De la Terre à la Lune von dem Verleger Pierre-Jules Hetzel veröffentlicht. Die erste deutschsprachige Ausgabe erschien 1873 unter dem Titel Von der Erde zum Mond. Der englische Titel des Romans lautet From the Earth to the Moon.
Es handelt sich um ein frühes Werk des Science-Fiction-Genres, das die Mondfahrt um etwa hundert Jahre vorwegnimmt. Allerdings geht es hier vor allem noch um die Vorbereitung des Abenteuers. Der Roman Reise um den Mond (Autour de la Lune) von 1870 setzte die Geschichte fort (und wird irgendwann auch hier im Blog beschrieben werden).
Der Gun Club in Baltimore wurde während des Sezessionskrieges gegründet und versammelt Spezialisten für Geschütze in seinen Reihen. Sein Vorsitzender Barbicane und der Schriftführer, das mathematische Genie James T. Maston, fühlen sich nach dem Ende des Bürgerkrieges nicht ausgelastet. Sie berufen eine Versammlung ein, um ein neues Betätigungsfeld zu erschließen.
Nach Vorschlägen, einen neuen Krieg zu beginnen, um neue Waffen einsetzen zu können, einigt man sich auf den Vorschlag, mit einer Kanone ein Geschoss von der Erde zum Mond zu schicken. Das Projekt wird vorbereitet und führt zu großem Echo in allen Teilen der Welt. Sie planen unter anderem eine Granate mit einem Gewicht von 10.000 kg und einer Wandstärke von 60 cm aus Aluminium. Außerdem einigt man sich auf ein Geschützrohr von 270 m Länge, 2,70 m Innendurchmesser und einer Wandstärke von 1,80 m aus Gusseisen. Als Treibladung soll Schießbaumwolle verwendet werden.
Kapitän Nicholl aus Philadelphia, der als Konstrukteur von Panzerplatten ein natürlicher Gegner des Kanonenbauers Barbicane ist, versucht das Projekt durch eine Kampagne in der Presse zu diskreditieren und bietet Barbicane in einer Zeitungsanzeige verschiedene Wetten auf das Scheitern des Projektes an, die dieser annimmt. Als geeigneter Standort für die Kanone wird der Bundesstaat Florida ausgemacht, da dieser relativ nahe am Äquator liegt. Länder aus allen Teilen der Welt beteiligen sich an den Kosten des Projektes.
Die Kanone wird in eine eigens in den Boden gemauerte Form gegossen. 68.000.000 kg Grauguss müssen für das Projekt mit dem Schiff von New York herangeschafft werden. Zu dem Gussort der Kanone wird eine neue Eisenbahnstrecke für die Züge mit dem Material gebaut. Ein Telegramm von Michel Ardan (ein Wortspiel mit dem Namen von Vernes Künstlerfreund Nadar) aus Paris trifft ein. Darin fordert er, dass statt einer Kugel ein zylindrisch-konisches Geschoss gegossen werden soll, in dem er als Passagier mitfliegen will. Außerdem kündigt er seine Anreise mit einem Dampfschiff an. Ardan trifft schließlich ein. Nicholl und Barbicane verabreden sich zu einem Duell, um ihre Meinungsverschiedenheiten auszutragen. Die beiden können jedoch von den anderen zur Vernunft gebracht werden. Ein Versuchsschuss mit zwei Versuchstieren wird durchgeführt. Das Eichhörnchen wird von dem Kater gefressen; abgesehen davon verläuft dieses Experiment jedoch erfolgreich.
Eine Vorrichtung wird erdacht, mit der durch die Verdrängung von Wasser die Beschleunigung beim Start für die Astronauten abgemildert werden kann. Schließlich wird der Abschuss mit Barbicane, Nicholl und Ardan sowie zwei Hunden als Passagieren durchgeführt. Das Abfeuern der Kanone hat in der Umgebung schwerste Verwüstungen zur Folge. Der Flug wird mit einem Fernrohr auf dem Longs Peak in den Rocky Mountains auf dem Gebiet des US-Bundesstaates Colorado beobachtet. Wolken verhindern jedoch nach dem Abschuss die Sicht auf den Himmel. Nach einer Woche ist die Himmelsbeobachtung wieder möglich. J. M. Belfast sieht auf dem Longs Peak, dass das Geschoss den Mond verfehlt hat und um den Mond kreist. Diese Information schickt er sogleich per Telegramm weiter. Darauf begibt sich J. T. Maston selbst zum Longs Peak und scheint der Einzige zu sein, der die verzweifelte Situation nicht eingestehen will.
Mag es sich um einen alten (inzwischen von der Realität überholten) Roman handeln, so kann man nicht sagen, dass es ihm an Charme fehlt. Vor allem, wenn man weiß wie sich die Raumfahrt tatsächlich entwickelt hat. Streckenweise wirkt das ganze erfrischend naiv und es wird viel Zeit damit verbracht, die Reise bis ins kleinste Detail zu planen ... und die ganze Welt nimmt daran teil.
Teilweise sehr technisch, aber nicht uninteressant nimmt Jules Verne uns auf die Planung zu einer Reise ins Ungewisse mit.
Und tatsächlich bleibt der Ausgang der Reise ungewiss (zumindest in diesem Teil).
Ich kann nicht behaupten, dass es sich um einen spannenden Abenteuer(oder ScienceFiction)Roman handelt, aber aus heutiger Sicht finde ich die Überlegungen des Autors (bzw seiner Protagonisten) interessant genug, dass zumindest keine Langeweile auftaucht.
Und natürlich ist man gespannt auf die Fortsetzung ...
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