Sonntag, 11. Juli 2021

Dieter Puschel: Galileo (Rezension)

Am 8. März 2014 um 01:21 verschwand über dem Südchinesischen Meer eine Boeing-777 spurlos von den Radarschirmen der Flugüberwachung. Bis heute steht ihr Rufzeichen MH-370 stellvertretend für das größte Mysterium der modernen Luftfahrt.
Und selbst die aufwändigste Suchaktion der Menschheitsgeschichte erbrachte seitdem nicht den kleinsten Hinweis auf das tragische Schicksal der 239 Menschen an Bord.
Gut sechs Jahre vorher, am 16. Januar 2008, fand die Polizei in einer ausgebrannten Wohnung des vornehmen hamburger Stadtteil Wansbeck die Leiche eines ermordeten Programmierers.
Und sieben Monate nach dem Verschwinden des Flugzeugs verliert die europäische Weltraumorganisation ESA den Kontakt zu zwei ihrer wichtigsten Satelliten und muss hilflos mitansehen, wie die beiden in Richtung Erde taumeln.
Drei Ereignisse die auch für Hauptkommissar Joe Kopta vom BKA zunächst in keinerlei Zusammenhang stehen. Die sich aber im Laufe seiner Ermittlungen zu einem der skrupellosesten und unglaublichste Verbrechen verdichten, das die Menschheit je gesehen hat. Und das Kopta zwingt, in einer immer rasanteren Verbrecherjagd rund um den Globus, Kopf und Kragen zu riskieren, und ihn am Ende sogar selbst zum Gejagten werden lässt.
Obwohl auch Galileo Galilei auf dem Cover zu sehen ist, spielt der Gelehrte in Galileo keine Rolle. Vielmehr geht es um Satelitennavigation. Aber auch wenn es naheliegen würde, so ist es keine Science Fiction, die Dieter Puschel erzählt. Ein fiktiver Krimi, der Tatsachen mit der Kreativität des Autors verbindet und einen spannenden Thriller, der zwar technisch daherkommt, aber sich nicht auf die Technik versteift und eine gute Mischung aus Fakten und Fiktion schafft, mit authentisch agierenden Charakteren.
Am Anfang hatte ich Schwierigkeiten in die Handlung hineinzufinden, da Ereignisse in der Vergangenheit beschrieben wurden, die ich nicht mit dem zu erwartenden in Einklang bringen konnte. Immerhin dachte ich, dass es um ein spurlos verschwundenes Flugzeug gehen würde. Aber sobald ich in der Gegenwart (des Buchs) angelangt war wurde der Roman gut und die Handlung fesselnd. Dabei war es auch sehr angenehm, dass die Hauptpersonen deutsche Kommissare waren und keine amerikanischen Geheimagenten. Das gab der Geschichte eine durchaus willkommene Note. Und es zeigt, dass man auch mit deutschen Beamten spannend unterhalten kann. Das Buch ist durchwegs spannend gestaltet, allerdings hätte man die Geschichte auch kürzer halten können, denn manchmal weist der Autor eine unnötige Detaillgenauigkeit aus. Vielleicht mag das, sofern es Kopta und Co. betrifft, in nachfolgenden Bänden eine Rolle spielen, bei Serien weiß man nie was sich der Autor denkt (wenn er es denn schon selber weiß), aber dem Leser wird hier auch viel unnötiges Hintergrundwissen geboten. Allerdings fehlt an anderer Stelle die Detaillgenauigkeit. Mag sein, dass ein technisch versierter Leser keine Probleme damit hat und weiß um was es geht, aber ich muss gestehen, dass mir das Satelliten-Navigationssystem Galileo bis zum Lesen dieses Romans nicht bekannt war und ich vielleicht dazu etwas mehr erfahren hätte ohne auf Wikipedia zurückgreifen zu müssen.

Wenn es sich um einen technischen Thriller gehandelt hätte wäre ich vermutlich schnell ausgestiegen, das ist nicht meine Welt. Aber dank der Polizisten bleibt die Geschichte eher bodenständig mit klassischer Ermittlertätigkeit auf internationalem Boden. Ein guter Krimi, der etwas braucht um den Leser in seinen Bann zu ziehen, aber dann ... sehr spannend und ungewöhnlich von der Aufmachung her.

Freunde von technischen Zusammenhängen, internationalen Verwicklungen und guten Polizisten (die auch wissen was sie tun ...) werden ihre Freude haben. Und ich bin gespannt ob man von Kopta noch mehr lesen wird. 

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