Dienstag, 19. Dezember 2023

Natasha Pulley: Die verlorene Zukunft der Pepperharrow (Rezension)

»Hellseher haben eine besondere Begabung im Umgang mit der Zeit ― daher war es mehr als plausibel, dass Keita Mori ausgerechnet als Uhrmacher tätig war.« Leserinnen und Leser werden in »Die verlorene Zukunft von Pepperharrow« ins Japan der 1880er Jahre entführt, wo der Nationalismus auf dem Vormarsch ist und Geister durch die Straßen streifen.
Fünf Jahre, nachdem sich Thaniel Steepleton und Keita Mori in London kennengelernt haben, reisen sie, ein unscheinbarer Übersetzer, und ein Uhrmacher, der sich an die Zukunft erinnert, nach Japan, denn in Tokio gehen seltsame Dinge vor sich. Während Krieg mit Russland droht, tritt das Personal der britischen Gesandtschaft in den Streik, weil in ihrem Gebäude Geister ihr Unwesen treiben. Thaniel soll herausfinden, was hinter dem Spuk steckt. Doch dann beginnt er selbst, Geister zu sehen. Mori fürchtet sich, will – oder kann – die Gründe dafür aber nicht nennen. Und dann verschwindet er spurlos. Thaniel ist überzeugt, dass die magischen Dinge, die im ganzen Land vorgehen, etwas mit Moris Verschwinden zu tun haben - und dass Mori in großer Gefahr ist. So wird er mit der erschreckenden Offenbarung konfrontiert, dass die Zeit des Uhrmachers abgelaufen sein könnte.

Die Erwartungen waren hoch, die Freude groß, denn bisher habe ich die Bücher von Natasha Pulley gern gelesen und verschlungen. Und ja, in gewisser Weise habe ich in DIE VERLORENE ZUKUNFT DER PEPPERHARROW das bekommen was ich erwartet habe. Sprachgewaltig und Wortgewandt erschafft die Autorin eine fremde und doch vertraute Welt, in die sie ihre teilweise sehr undurchsichtigen Charaktere agieren lässt. Neben bekannten Personen tauchen weitere auf, die Handlung wurde von London nach Japan verlegt und der Leser wird in einen Krieg zwischen verschiedener Nationen und den Schwierigkeiten, welche Japaner mit Engländern haben und umgekehrt, hineingeworfen. Der Schauplatz und das Szenario haben mir gefallen, aber so ganz hat mich die Handlung nicht fasziniert. Sie konnte mich nicht mitnehmen, wie man so schön sagt und war zwar ganz nett, aber weniger faszinierend wie es in Der Uhrmacher in der Filigree Street. Vielleicht weil dieses Buch so unerwartet war und der Nachfolger einfach nicht an die damals ausgelöste Faszination heranreicht. Wobei ich nicht sagen will, dass Natasha Pulley mit DIE VERLORENE ZUKUNFT DER PEPPERHARROW einen Abklatsch ihres Uhrmacherbuchs geschaffen hat, denn das hat sie auf gar keinen Fall. Und ich würde ja gerne sagen dass ich das Buch mag, denn ihr fiktives Japan gefällt mir sehr gut, aber irgendwie war der Rest nicht überzeugend. Die Charaktere bleiben etwas blass (und undurchsichtig) und manchmal bekommt man den Eindruck, dass sie nicht mehr als Zuschauer sind. Vielleicht ist die Handlung auch zu vielschichtig und verwirrend, vor allem durch die Rückblicke und die scheinbar austauschbaren japanischen Persönlichkeiten.
Natasha Pulley hat einen besonderen Schreibstil, der durchaus beeindruckt und auch nicht langweilig wirkt, aber ... sie kann es besser.
Natürlich muss man DER UHRMACHER IN DER FILIGREE STREET gelesen haben, um DIE VERLORENE ZUKUNFT DER PEPPERHARROW zu verstehen.

3 Kommentare:

  1. Hi Martin! Das ist echt schade, denn ich fand die Fortsetzung wirklich grandios und sogar noch besser als den Uhrmacher! :D
    Aber ich denke, wir freuen uns beide auf das nächste Buch aus ihrer Feder, ich bin gespannt was da noch alles auf uns zukommt!

    Ich wünsch dir schöne Weihnachtsfeiertage!

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Hallo Aleshanee,
      ich habe bei manchen Büchern immer die Befürchtung, dass meine Erwartungen vielleicht zu hoch waren. Wenn ich mir dann andere Rezensionen anschaue, dann sind die meist voller Lob und ich bin die Ausnahme. Wie bei PEPPERHARROW, obwohl mir der Stil von Natasha Pulley gefällt. Aber ... wie du sagst ... ich bin auf das nächste Buch gespannt.
      Liebe Grüße
      Martin

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    2. Schön dass du dich nicht abhalten lässt, das nächste von ihr auszuprobieren :)

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